US-Präsident Trump: „Ich nutze kein Insulin. Sollte ich das? Hm?“

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US-Präsident Trump: „Ich nutze kein Insulin. Sollte ich das? Hm?“

Bei einem Pressetermin tätige US-Präsident Trump erneut kuriose Aussagen zu medizinischen Themen: Dieses Mal dachte er beiläufig laut darüber nach, ob er nicht auch mal „Insulin nutzen“ sollte. Einen Diabetes hat Trump nicht. Die Frage hielt er aber auch dann noch für angemessen, nachdem er darüber aufgeklärt wurde, dass sein Körper eigenständig Insulin produziert.

US-Präsident Donald Trump ist berüchtigt für steile Thesen und Ideen, die er bevorzugt spontan, impulsiv und mit voller Überzeugung zum Besten gibt – auch wenn sie fachliche Details in Bereichen betreffen, in denen er offenkundig über keinerlei fundiertes Wissen verfügt. Seit Beginn der Corona-Virus-Pandemie hat er nun offenbar auch die Medizin für sich entdeckt und diesbezüglich in jüngster Vergangenheit mehrfach mit gewagten Aussagen, naiven Fragen, aber auch teils gefährlichen Empfehlungen für Aufsehen gesorgt (siehe Kasten unten).

Ankündigung einer Zuzahlungsdeckelung für Insulin

Während eines Pressetermins im Rosengarten des Weißen Hauses diese Woche folgte nun sein nächster kurioser Auftritt: Trump stellte den Plan seiner Regierung vor, die Zuzahlung für Insulin im Rahmen der staatlichen Krankenversicherung für Senioren und chronisch Kranke (Medicare) auf monatlich 35 US-Dollar zu deckeln.

Der Preis für moderne Insuline hat sich in den USA nämlich von 2002 bis 2013 fast verdreifacht, und Patienten mit Typ-1-Diabetes mussten im Jahr 2016 durchschnittlich 5.705 US-Dollar für Insulin selbst bezahlen. Dies hat zur Folge, dass laut Umfrageergebnissen fast die Hälfte der Menschen mit Diabetes in den Vereinigten Staaten Insulingaben regelmäßig auslassen, obgleich es therapeutisch geboten wäre. So ist diese Entscheidung der Trump-Administration also durchaus begrüßenswert.

Trump stellt die Frage in den Raum, ob er selbst Insulin nehmen sollte…

Skurril wurde es dank des US-Präsidenten während der Ankündigung dann trotzdem, als er vom Redemanuskript abwich und begann, laut seine spontanen Gedanken über das lebensnotwendige Hormon zu äußern: „Ich nutze kein Insulin“, sagte er. „Sollte ich das? Hm? Ich habe nie darüber nachgedacht. Aber ich weiß, dass viele Menschen sehr stark betroffen sind, nicht wahr? Unglaublich.“

Als Trump etwas später von einem Reporter gefragt wurde, wieso man denn überhaupt darüber nachdenken sollte, Insulin einzunehmen, wenn man nicht von Diabetes betroffen ist, sagte er in Richtung seiner anwesenden medizinischen Berater: „Ich könnte diese Frage stellen an – möchte das jemand diskutieren? Kennen Sie die Antwort?”

„Ihr Körper stellt Insulin selbst her, Herr Präsident“

Daraufhin ergriff Jerome Adams, Leiter der Gesundheitsbehörde United States Public Health Service, das Wort und erklärte seinem obersten Vorgesetzten: „Ihr Körper, Herr Präsident, stellt Insulin eigentlich selbst her. Menschen wie Sie und ich produzieren Insulin eigenständig. Andere Menschen, die Diabetes haben, benötigen oftmals exogenes [als von außen zugeführtes; Anm. d. Red.] Insulin, damit sie gesund bleiben.“

„Ah!“, antwortete Trump und fügte hinzu: „Die Frage fand ich sehr interessant, aber ist das eine ungewöhnliche Frage oder ein ungewöhnlicher Umstand? Ich fand, dass es eigentlich eine sehr gute Frage war.“

Die Einnahme von Insulin bei einem nicht vorliegenden Diabetes ist nicht nur medizinisch absolut unnötig, sondern sogar gefährlich und kann potentiell tödlich enden.

Trumps medizinische Aussagen zum Corona-Virus


Noch im März, als Teile Asiens und Europas bereits stark betroffen waren, tat Trump die Gefahr durch SARS-CoV-2 als Bagetelle ab, die sich schnell von selbst erledigen würde (spätestens im April würde das Virus aufgrund steigender Temperaturen „wie durch ein Wunder“ von allein verschwinden), obwohl er von Mitarbeitern seiner Administration bereits im Januar vor dem drohenden Ausmaß und den Folgen gewarnt wurde. Mittlerweile haben sich rund 1,7 Mio. Menschen in den USA mit dem Virus nachweislich infiziert, und über 100.000 sind infolge einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

Als die Pandemie selbst für ihn nicht mehr zu leugnen war, ging Trump dazu über, Vermutungen und Ratschläge zur Prävention oder Therapie von Covid-19 öffentlich zu verkünden, die aus medizinischer Sicht sehr fragwürdig oder sogar lebensbedrohlich sind:

  • So propagierte er vehement die Einnahme des Anti-Malaria-Medikaments Hydroxychloroquin (es sei ein „Geschenk Gottes“, das „einer der größten Game Changer in der Geschichte der Medizin“ werden könne), obwohl es nicht für die Covid-19-Behandlung zugelassen ist. Vorläufige Studienergebnisse weckten im Februar zwar kurzzeitig Hoffnung bezüglich des Potentials von Hydroxychloroquin in diesem Zusammenhang, die aber weiteren Analysen nicht standhielten. Weitere Erkenntnisse weisen sogar auf eine erhöhte Sterblichkeit und das vermehrte Auftreten schwerer Neben- und Wechselwirkungen hin, wenn der Wirkstoff in der Covid-19-Therapie eingesetzt wird.
    Gesundheitsbehörden weltweit raten daher schon seit April von der Einnahme bei Covid-19-Patienten ab. Dies hielt Trump jedoch nicht davon ab, erst kürzlich wieder darauf hinzuweisen, dass er selbst Hydroxychloroquin seit längerem zur Corona-Prophylaxe einnehme und dadurch keinerlei Probleme aufgetreten seien („Sie sehen, ich bin noch immer hier.“).
  • Im April schlug Trump dann vor, Ärzte könnten Betroffene zur Bekämpfung des Virus mit „ultraviolettem“ oder „sehr starkem Licht“ bestrahlen bzw. dieses „durch die Haut oder auf andere Art in den Körper“ bringen, „das klingt interessant.“
  • Außerdem stellte er die Frage in den Raum, ob man nicht einfach Desinfektionsmittel per „Injektion“ in den Körper bringen könne, um das Virus nach einer Infektion zu bekämpfen. „Wie eine Säuberung. Es wäre interessant, das zu prüfen.“
    Mediziner reagierten entsetzt und warnten eindringlich vor der Einnahme der giftigen Desinfektionsmittel – trotzdem kam es in den USA anschließend zu einem deutlichen Anstieg der Giftnotrufe. Später stellte Trump seine Aussagen dann als missverstandenen Sarkasmus dar.

Bild von Gage Skidmore/Wikimedia Commons. Lizenz: CC BY-SA 3.0


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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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