- Soziales und Recht
Zum Jahreswechsel
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
schon wieder ist ein Jahr vorbei. Glücklicherweise sind die zahlreichen schlimmen Ereignisse des Jahres 2023 in der Welt zumindest für uns Menschen mit Diabetes in Deutschland fast ohne Auswirkungen geblieben. Allerdings spürt man zunehmend den Sparzwang: Immer öfter berichten Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte, dass beispielsweise bei Insulinpumpen und Systemen zum kontinuierlichen Glukose-Monitoring (CGM) nun noch ausführlicher geprüft wird. Vor allem bei Folgeverordnungen werden Ärztinnen und Ärzte oft aufgefordert, umfangreiche Fragenkataloge zu beantworten bzw. umfassende Begründungen zu schreiben. Hier lauern einige Fallstricke: Wird bei der Formulierung nicht aufgepasst, kann dies zur Ablehnung der weiteren Versorgung führen. Für Unverständnis bei den Betroffenen sorgte auch die Krankenkasse Barmer, die den medizinischen Zusatznutzen des CGM kritisch beleuchtet sehen will.
Umgekehrt gibt es allerdings auch Positives zu vermelden: Ins Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherung wurde nun die neue Produktgruppe 30 "Hilfsmittel zum Glukosemanagement" geschaffen, in der eine umfassende Kategorie "Insulinpumpentherapiesysteme" – einschließlich Systeme zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID-Systeme) – enthalten ist. Dies bedeutet, dass gesetzlich Versicherte auch weiterhin mit modernster Diabetes-Technologie versorgt werden können.
Dauerbrenner Schwerbehinderung
Ein wichtiges Thema 2023 für unsere Leserinnen und Leser war der Dauerbrenner "Schwerbehindertenausweis". Leider sind die Gerichte hier weiterhin sehr restriktiv und ist es daher nach wie vor schwierig, allein aufgrund des Diabetes den Schwerbehindertenausweis zu erhalten bzw. zu behalten. Allerdings lohnt es sich, zu kämpfen, denn vielmals klappt es doch, wenn man das Gericht von den erheblichen Beeinträchtigungen in der Lebensführung überzeugen kann – beispielsweise bei einer außergewöhnlich schwer regulierbaren Stoffwechsellage oder, wenn man nachts sehr häufig aufgrund von Unterzuckerungen bzw. Alarmen der Pumpe geweckt wird. Unabdingbar hierzu sind aber umfassende Aufzeichnungen und Begründungen. Ich empfehle allerdings dringend, bei der Schilderung seiner Lebenssituation nicht zu übertreiben. Den Gerichten ist mittlerweile bekannt, dass man heutzutage mit Diabetes in aller Regel weitgehend uneingeschränkt am Alltagsleben teilnehmen kann. Wer aber beispielsweise ohne Vorlage einer ärztlichen Begründung behauptet, dass er aufgrund des Diabetes keinen Sport mehr machen oder nur bestimmte Lebensmittel essen dürfe, macht sich schnell unglaubwürdig.
Kinder und ihre Bedürfnisse
Viele Anfragen erreichten mich auch wieder zum Thema Pflegegeld und Schulbegleitung. Beim Pflegegeld ist zu beobachten, dass Pflegegrad 1 in aller Regel bei einem Kind mit Diabetes bewilligt wird. Um Pflegegrad 2 zu erhalten, müssen die Eltern jedoch sehr umfassend belegen, welcher zusätzliche Aufwand durch den Diabetes entsteht. Auch hier sollte man nicht übertreiben: Immer wieder lese ich, dass Eltern für Blutzuckermessungen einen Zeitaufwand von zehn Minuten behaupten. Man braucht sich nicht zu wundern, wenn der Gutachter dann die gesamte Schilderung des Pflegeaufwands infrage stellt.
Der Diabetes bringt bei Kindern oftmals auch in Kindergarten und Schule erhebliche Probleme mit sich. Vor allem, wenn das Kind noch nicht selbstständig den Blutzucker messen oder spritzen kann, stehen Eltern oft vor einem Dilemma. Meist sind Lehrkräfte sehr engagiert und übernehmen freiwillig die notwendigen Überwachungs- und Hilfsaufgaben. Manchmal klappt das aber nicht – in solchen Fällen stehen die Eltern vor einem massiven Problem. Ein Verbleib in der Schule oder die Teilnahme an einer Klassenfahrt wird dann nur möglich sein, wenn sichergestellt ist, dass nichts passiert. Denkbar wäre zwar, dass ein Elternteil diese Aufgaben übernimmt. Dies ist aber – insbesondere bei Alleinerziehenden – nicht immer möglich und auch nur begrenzt zumutbar. Es wird daher regelmäßig eine Begleitperson benötigt, die das Kind beaufsichtigt bzw. den Blutzucker misst und Insulingabe und Mahlzeitenaufnahme sicherstellt. Hierfür entstehen natürlich (erhebliche) Kosten, die sich viele Eltern jedoch nicht leisten können.
Erfreulich ist, dass in 2023 nun noch weitere Gerichte bestätigt haben, dass die Kosten für eine Begleitperson für Kindergarten/Schule von der Krankenkasse (als häusliche Krankenpflege in Form der speziellen Krankenbeobachtung) zu übernehmen sind. Dies entlastet Eltern spürbar, denn die benötigte Assistenzperson kann verordnet werden. Interessant ist insoweit auch eine aktuelle Entscheidung des Sozialgerichts Ulm (Beschluss vom 06.09.2023, AZ S 16 KR 1840/23 ER), wonach es sich hierbei um einen Anspruch auf Sachleistung handelt, d. h. die Kosten nicht gedeckelt werden dürfen. Die Krankenkasse darf also nicht nur eine Stunden- oder Tagespauschale ansetzen, sondern muss alle Kosten für die Assistenzperson bezahlen.
Für Unruhe sorgt aktuell allerdings eine Änderung der Richtlinien zur häuslichen Krankenpflege. Einige Eltern haben ein Schreiben der Krankenkassen erhalten, dass es nun keine gesetzliche Grundlage mehr für eine solche Leistung der Krankenkassen gäbe und man sich künftig an das Sozialamt wenden solle. Hier sollten sich Eltern auf jeden Fall wehren. Nach meiner Rechtseinschätzung hat sich durch die Neuregelungen zumindest für Kinder mit Diabetes nichts zum Nachteil geändert. Ich werde in einer der nächsten Ausgaben des Diabetes-Journals noch auf dieses Thema eingehen.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig