- Soziales und Recht
Fachverbände schlagen Alarm: Große Chancen, aber unzureichende Unterstützung für Praxen bei Diabetes-Technologie
3 Minuten
Trotz der unbestreitbaren Vorteile neuer Diabetes-Technologien wie CGM- und AID-Systeme hinkt die strukturelle und finanzielle Einbindung dieser Innovationen in die ambulante Versorgung hinterher. Diabetologische Fachgesellschaften und Berufsverbände fordern daher nun ein Umdenken auf politischer Ebene.
Über neun Millionen Menschen in Deutschland sind aktuell an Diabetes mellitus erkrankt – Tendenz steigend. Die Integration moderner Diabetes-Technologien in die Versorgungspraxis verspricht einen Quantensprung in der Lebensqualität und Gesundheitsprognose der Betroffen: Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung in Echtzeit (rtCGM) und Systeme zur automatischen Insulindosierung (AID) revolutionieren den Alltag vieler Betroffener. Sie ermöglichen eine präzisere Blutzuckerkontrolle, verringern das Risiko für Hypoglykämien und tragen zur Prävention diabetischer Folgeerkrankungen bei. Gleichzeitig fördern sie ein höheres Maß an Autonomie im Alltag.
Technologischer Fortschritt führt zu erheblichen Mehraufwand in den Praxen
Diese Potenziale – aber auch die damit verbundenen Herausforderungen – will ein Zusammenschluss aus führenden Fachvertretern nun stärker in den Fokus der Versorgungspolitik rücken. Die Initiative geht zurück auf Dr. Tobias Wiesner, neuer Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands niedergelassener Diabetologen (BVND) sowie Vorstandsmitglied der DDG-Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Technologie (AGDT), sowie Dr. med. Christoph Neumann, Vorstandsmitglied des Berufsverbands niedergelassener Diabetolog*innen in Bayern e.V. (bndb).
„Diese Systeme helfen, den Blutzucker stabiler einzustellen, das Risiko für Unterzuckerungen zu senken und langfristige Folgeerkrankungen zu vermeiden“, betont Dr. Wiesner. Doch er und seine Kollegen wissen auch: Der technische Fortschritt verlangt erheblichen Mehraufwand in der ärztlichen Praxis. „Die Auswahl geeigneter Systeme, Antragstellungen bei den Krankenkassen, individuelle Schulungen und eine regelmäßige Datenanalyse sind zeitintensiv und anspruchsvoll, besonders zu Beginn der Therapieumstellung“, ergänzt Dr. Neumann.
Diabetes-Technologie mit hohem Schulungsbedarf, aber ohne finanzielle Abbildung
Der tägliche Umgang mit moderner Diabetes-Technologie erfordert nicht nur auf Seiten der Patientinnen und Patienten ein hohes Maß an Kompetenz und Engagement, sondern ebenso beim medizinischen Fachpersonal. „Was auf den ersten Blick wie ein selbstlaufendes System wirkt, erfordert in Wahrheit erhebliche zeitliche Ressourcen – für Patientinnen und Patienten, aber auch für die Behandelnden“, erklärt Toralf Schwarz, Vorsitzender des BVND und Diabetologe.
Um das volle Potenzial der Technik auszuschöpfen, müssen strukturierte Prozesse etabliert, kontinuierliche Schulungen angeboten und technische wie medizinische Fragestellungen betreut werden – oft auch außerhalb regulärer Sprechstundenzeiten. „Dafür fehlt im aktuellen Vergütungssystem jedoch jede Grundlage“, so Schwarz.
Weiterführende Informationen:
➤ Statement von DDG, BVND, bndb und AGDT zur Situation der ambulanten Diabetologie
Ambulante Diabetologie unter finanziellem Druck
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erschweren es vielen diabetologischen Einrichtungen zunehmend, moderne Technologien dauerhaft anzubieten. Insbesondere im ambulanten Bereich gerät die Versorgung zunehmend unter Druck. Die gegenwärtige Finanzierung über das Disease-Management-Programm (DMP) trägt dem zusätzlichen Aufwand nicht ausreichend Rechnung. „Ohne Anpassung der Rahmenbedingungen werden spezialisierte Praxen nicht mehr in der Lage sein, moderne Technologie dauerhaft anzubieten“, warnt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und niedergelassener Diabetologe aus Hamburg.
Schon heute übernehmen viele Einrichtungen die Kosten für Schulungen, technische Betreuung und kontinuierliche Weiterbildung selbst – ein Zustand, den Fachvertreter als untragbar ansehen. Dr. Kröger bringt es auf den Punkt: „Diabetes-Technologie rettet keine Leben im Alleingang. Aber gemeinsam mit einer kompetenten ärztlichen Begleitung kann sie Menschen ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen.“ Damit dies langfristig gewährleistet werden kann, fordern die Verbände die Politik zum Handeln auf – mit dem Ziel, die Diabetologie zukunftsfähig und patientenorientiert weiterzuentwickeln.
Kernbotschaften des Appells
1. Ausreichende Finanzierung
- Hoher Zeitaufwand für Schulung, Beratung und Therapieanpassung
- Zusätzliche Kosten für Technik, Software und Weiterbildung des Teams
- Keine Investionsanreize für Praxen
- Mehraufwand bleibt unvergütet – der Beruf variiert an Attraktivität
2. Dringender Handlungsbedarf
- Vergütungssysteme müssen den Mehraufwand realistisch abbilden
- Förderprogramme für Technik und Weiterbildung erforderlich
- Mehr politische und gesellschaftliche Anerkennung der ambulanten Diabetologie
mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), des Bundesverbands Niedergelassener Diabetologen e.V. (BVND), des Berufsverbands niedergelassener Diabetolog*innen in Bayern e.V. (bndb) und von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 5 Tagen, 4 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 3 Tagen, 4 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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