- Technik
Mit Mehrweg und Recycling Diabetesmüll reduzieren – Serie „Green Diabetes“
3 Minuten
Abstriche in puncto Hygiene oder Sicherheit möchte natürlich niemand machen, wenn es um das Verbrauchsmaterial für die Diabetes-Therapie geht. Doch vielen Menschen mit Diabetes ist zumindest unbehaglich zumute, wenn sie die Müllmengen sehen, die sie durch ihre Behandlung verursachen. „Das muss doch auch irgendwie anders gehen“, glauben sie – und sehen vor allem die Diabetesindustrie in der Verantwortung, mittels Mehrweg und Recycling den Diabetesmüll zu reduzieren.
Einen gesamten Monat hindurch hat Susanne Thiemann ihren Diabetesmüll gesammelt. Die 60-jährige Münsteranerin lebt seit 22 Jahren mit Typ-1-Diabetes und gehört seit gut drei Jahren zur Looper-Community – sprich jenen Menschen mit Diabetes, die regulär erhältliche Insulinpumpen und CGM-Systeme per selbstprogrammierter Smartphone-App zu einem AID-System Marke Eigenbau kombinieren. Mit ihrem „Loop“ als solchem ist sie zufrieden. Doch sie stört sich an den Müllmengen, die durch die vielen Einwegprodukte und die dazugehörigen Verpackungen anfallen. Ein ganzer Berg aus Kunststoff (Setzhilfen, Schläuche), beschichtetem Papier (Alkoholtupfer), Glas (Insulinampullen) und Papier (Kartons, Beipackzettel, mehrsprachige Bedienungsanleitungen) türmt sich da Monat für Monat auf, wie das obige Bild eindrücklich zeigt.
Alle Beiträge aus unserer Serie „Green Diabetes“
In der Diabetes-Therapie fallen viele Einwegartikel, Batterien und Umverpackungen an. Doch muss das so sein? Und wohin mit dem ganzen Diabetesmüll? In vielen Bereichen findet bereits ein Umdenken statt. In dieser Serie zur Nachhaltigkeit in der Diabetologie beleuchten wir das Thema aus verschiedenen Perspektiven: Pharma- und Hilfsmittelindustrie, Patientinnen und Patienten, Diabetespraxen, Behörden und Gesetzgeber sowie Kostenträger.
- Wohin mit dem Diabetesmüll?
- Mit Mehrweg und Recycling Diabetesmüll reduzieren
- Die Strategien der Industrie zur Nachhaltigkeit
- Wie kann Sicherheit und Hygiene mit Ökologie versöhnt werden?
Bei den einzelnen Komponenten handelt es sich um Materialien, die man eigentlich separat entsorgen müsste. „Ich würde meinen Diabetesmüll konsequent trennen, wenn die Materialien denn klar gekennzeichnet wären“, sagt Thiemann. Doch während man mittlerweile auf nahezu jeder Lebensmittelverpackung Hinweise zur korrekten Entsorgung findet, sucht man dergleichen bei den Bausteinen einer modernen Diabetestherapie vergeblich.
Niemand möchte wieder Glasspritzen auskochen
Auch die schiere Masse der Einwegkomponenten findet Thiemann bedenklich: „Die Dexcom-Setzhilfe etwa kommt ja als halbes Ufo daher! Es ist schade, dass gerade die führenden Anbieter so bei der Nachhaltigkeit versagen.“
Die wachsenden Müllmengen haben in erster Linie mit dem medizinisch-technischen Fortschritt zu tun, der Menschen mit Diabetes in den vergangenen Jahrzehnten Insulinpumpen, CGM-Systeme, Smartpens und AID-Systeme beschert hat. Die Vorzüge dieser Innovationen möchte wohl kaum jemand missen: „Ich möchte nicht zurück in die Zeit, als Menschen mit Diabetes ihre Glasspritzen auskochen mussten – auch wenn das aus ökologischer Sicht vermutlich nachhaltiger war“, betont Thiemann.
Mit dieser Haltung steht die Looperin nicht allein da: Viele Menschen mit Diabetes haben zumindest ein mulmiges Gefühl angesichts der wachsenden Müllmengen, die mit ihrer Diabetestherapie einhergehen. Doch ökologische Nachhaltigkeit ist nicht das entscheidende Kriterium, wenn es um die Wahl von Diabetesutensilien geht. Dies zeigt der D.U.T-Report 2022 ebenso wie eine Facebook-Umfrage unter Menschen mit Typ-1-Diabetes (siehe folgenden Kasten mit Zitaten).
Auf manche wirkt das Stichwort „Diabetesmüll“ sogar regelrecht polarisierend, wie Thiemann erleben musste, als sie Bilder des Abfallhaufens eines Monats auf Instagram postete: „Vielen Menschen wird im Alltag schon oft genug ein schlechtes Gewissen wegen ihres Diabetes eingeredet, da möchten sie sich nicht auch noch für ihren Müll rechtfertigen müssen“, vermutet Thiemann. Zumal sich Einwegprodukte aus Gründen der Produktsicherheit und Hygiene auch nur begrenzt durch Mehrwegalternativen ersetzen lassen.
Dennoch könnten sich die Hersteller aus Patientensicht deutlich mehr für die Müllvermeidung einsetzen: Sie sollten genaue Entsorgungshinweise auf ihren Produktkomponenten anbringen, mehrfach verwendbare oder zumindest deutlich kleinere Setzhilfen und Applikatoren anbieten und benutzte Einwegprodukte zurücknehmen.
Umstieg von Einweg-Pens auf Mehrweg-Pens reduziert Diabetesmüll
Doch auch die Kompatibilität von Pumpenzubehör könnte Patientinnen und Patienten dabei helfen, ihr Müllaufkommen zu verringern. „Aktuell ist man festgelegt auf genau das Zubehör, das zur eigenen Insulinpumpe passt, aber ggf. viel mehr Müll macht als andere Produkte“, kritisiert Thiemann, „es wäre gut, wenn man die einzelnen Komponenten frei konfigurieren und dann z.B. Zubehör auswählen könnte, das weniger Müll produziert. Das wäre nebenbei auch in Bezug auf andere Faktoren wie Pflastergröße oder Hautverträglichkeit ein echter Pluspunkt.“
Manche der Ideen zur Vermeidung von Diabetesmüll – etwa den Umstieg von Einweg- auf Mehrwegpens in der intensivierten Insulintherapie (ICT) – können sie zusammen mit ihrer Diabetespraxis recht einfach selbst umsetzen. In anderen Punkten dagegen ist in erster Linie die Industrie gefragt, findet Thiemann.
von Antje Thiel
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gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 4 Tagen, 10 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*
LG Sndra
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG