- Diabetes-Grundwissen
Diabetes e.V. – Da kommt man nicht mehr raus!
3 Minuten
Diabetes ist eine Krankheit. Darüber diskutiere ich auch nicht mehr, es ist so. Ärzte sind damit beschäftigt, Forscher auch und die Krankenkassen ebenso. Natürlich reden wir uns gerne mal ein, dass es sich bei Diabetes „nur“ um ein Handicap handelt oder eine Einschränkung. Ein kleiner Fehler in unserem Leben, der nicht weiter schlimm ist, sondern nur dazu führt, dass wir ein bisschen besser aufpassen müssen als „die Anderen“. Die nennen wir übrigens gerne „stoffwechselgesund“, was ja schon impliziert, dass wir „stoffwechselkrank“ sind.
Das schreibe ich jetzt aber nicht, um für schlechte Laune zu sorgen oder für eine möglichst hohe Zahl auf dem Behindertenausweis. Es ist nur so: Wenn ich erzähle, dass ich Diabetiker bin, ernte ich in den allermeisten Fällen mitleidige Blicke. Das habe ich gerade am vergangenen Wochenende wieder erlebt. Und dann kommt meine übliche Leier, dass ich gut damit leben kann, dass ich alles essen darf, dass ich sogar Sport mache und dass ich nichts dafür kann. Tabletten? Nein, die helfen bei mir nicht. Und dann kommt meistens der Spruch mit dem „schweren Diabetes“.
Darf ich Diabetes mit einem Verein vergleichen?
In meinem Blog habe ich mal Joachim Fuchsberger zitiert, der einen Sohn an Typ-1-Dabetes verloren hat und der immer wieder sagte, Diabetiker seien nicht krank, sondern lediglich bedingt gesund. Dieser Satz hat mich seit Beginn meiner Zeit mit Diabetes geprägt und immer wieder aufgebaut. Dennoch bleibe ich bei meiner Aussage, dass Diabetes sehr wohl eine Krankheit ist. Aber eben zum Glück eine, die nicht unmittelbar sichtbar ist und auch eine, mit der man wirklich gut leben kann. In der letzten Folge dieser Kolumne ging es ja genau um dieses Thema und ich habe die steile These aufgestellt, dass es den Betroffenen schlagartig besser geht, die aktiv und motiviert mit dem Thema umgehen. Andernfalls ist die Gefahr groß, dass man in einen gefährlichen Strudel gerät, der immer größere Kreise zieht (Folgeschäden, Depressionen, Koma…). Und jetzt sage mir nochmal einer, Diabetes sei keine Krankheit.
Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich diese Krankheit mit einem Verein vergleiche, dem man auf Lebenszeit beigetreten ist. Es ist schon eine wirklich coole Szene, die sich da mit diesem einen Thema befasst. Man trifft sich, man tauscht sich aus, man startet gemeinsame Aktionen und man verfolgt ein gemeinsames Ziel: ein besseres Leben mit der Krankheit. Mit diesem Vergleich muss ich vorsichtig sein und hoffe, nicht falsch verstanden zu werden. Könnte ich austreten – ich würde es sofort tun. Aber das geht nun einmal nicht und so macht man eben das Beste daraus.
Austritt nicht möglich, die Mitgliedschaft ist lebenslang verpflichtend
Die Mitgliedschaft in diesem Verein ist ziemlich teuer und man muss einiges dafür opfern. Aber man geht mit vielen Fragen des Lebens bewusster und vielleicht auch offener um. Selbstverständlichkeiten, für stoffwechselgesunde Menschen nicht weiter erwähnenswert, sind für Vereinsmitglieder täglich zentrale Elemente (gute Werte oder eine halbe Tafel Ritter Sport zum Beispiel). Und man sollte die Mitgliedschaft nutzen, um jeden Tag ein kleines Stückchen mehr zu genießen. Denn viele Nichtmitglieder können das vor lauter Alltag und Normalität gar nicht.
Wie jeder Verein muss auch dieser Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Es gibt viel zu tun, denn es kursieren jede Menge Vorurteile und falsche Annahmen. Je mehr Menschen mithelfen, desto besser geht es dem Verein und seinen Mitgliedern. Und natürlich gibt es auch passive Mitglieder, die entweder nicht aktiv dabei sein möchten oder die Aufnahmekriterien nicht erfüllen.
Die aktiven Mitglieder dieses Vereins haben – wie in fast jedem Verein üblich – einen großen Vorteil: Sie motivieren sich gegenseitig. Gemeinschaft macht stark, das gilt hier mehr denn je. Und so blüht und floriert das Vereinsleben, auch wenn nicht immer alle Mitglieder froh und glücklich sind. Aber wie soll das auch gehen bei so vielen Menschen? Da gibt es immer mal einen, der unzufrieden ist. Aber auch der wird von der Gruppe gestützt und schnell wieder auf die richtige Spur gebracht.
Genug gesponnen. Das klingt vielleicht alles irgendwie abgedreht, aber ich finde den Vergleich gar nicht so abwegig: ein exklusiver Zirkel von Menschen, die ein gemeinsames Interesse teilen und das Beste daraus machen wollen – eben Diabetes e.V. Passt doch – oder was meint Ihr?
Hier kommt ihr zum nächsten Teil von Christians „Motivation monatlich“: Meine Familie, mein Praxisteam, meine Diabetes-Lobby
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Eltern und Kind
Diagnose Typ-1-Diabetes: Das Leben neu sortiert
9 Minuten
- Unsere Partner
Exzellent versorgt: tk pharma trade – Kompetenz für Menschen mit Diabetes
2 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 1 Tag
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
-
stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Ich bin dabei 🙂
-
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
-


Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike