- Aus der Community
Wir zwei gegen den Rest der Welt!
4 Minuten
Vor wenigen Tagen feierte ich meinen „Halbjahrestag“ mit dem Diabetes – aber, feiert man so etwas überhaupt? Ehrlich gesagt, ich habe ihn total vergessen. Der Jahrestag wird aber definitiv mit einer großen Torte gefeiert. Ich weiß aber auch, dass es Diabetiker gibt, die solche Tage bewusst nicht feiern, und kann es auch verstehen.
Der (Jahres-)Tag der Diagnose
Für mich persönlich ist der Jahrestag eines Ereignisses viel mehr als ein Anlass zum Feiern oder Trauern. Ich erinnere mich dann gerne daran zurück, was dieser Tag in meinem Leben bedeutet, wie mich dieses Ereignis seitdem beeinflusst oder vielleicht auch verändert hat. Der Tag meiner Diagnose ist wie dafür geschaffen, mein Leben zu überdenken und wie ich mich selbst weiterentwickelt habe. Hat mich der Diabetes etwas gelehrt? Wie fühle ich mich mit dieser Krankheit? Meine Gedanken dazu wollte ich gerne einmal mit euch teilen.

Quelle: Pixabay
Sage niemals „nie“
Ich durfte schon mehrere Male in meinem Leben erfahren, dass man niemals das Wörtchen „nie“ benutzen sollte. Es kommt immer anders, als man denkt, und es wäre die falsche Einstellung, wenn man Dinge, egal in welchem Bezug, grundsätzlich ablehnt. Ein kurzes Beispiel hierfür: Vor ein paar Monaten hätte ich mir „niemals“ vorstellen können, dass ich mich eines Tages täglich selbst spritzen muss, um am Leben zu bleiben. Mehr muss ich dazu nicht sagen, oder? Wenn man keine andere Wahl hat, kann jeder von uns über sich hinauswachsen!
Der Diabetes hat mir das nochmals sehr deutlich gemacht, wodurch ich zu einem viel offeneren Menschen geworden bin. Was vorher für mich eher ein „Tabu“ war, ist für mich jetzt eine Herausforderung – was soll denn groß passieren?
Der Diabetes holte mich zu einem Zeitpunkt ein, in dem es nicht ungünstiger hätte sein können. Das letzte Jahr auf der Hochschule hatte begonnen, ich hatte mir sehr viel vorgenommen und wollte so richtig durchstarten. Dann lag ich erst einmal total ausgeknockt zwei Wochen im Krankenhaus und musste mir den Großteil selbst beibringen. Innerhalb kurzer Zeit habe ich vieles über meinen eigenen Körper gelernt und auch, dass ich am besten weiß, wie ich mit ihm umgehen muss. Ich musste mich zurück in den Alltag kämpfen, lernen, wieder selbständig zu sein, und gleichzeitig auf das Riesenbaby namens Diabetes aufpassen. Viele unterschätzen so etwas sehr schnell, und auch wenn ich die Diagnose „erst“ mit 23 Jahren bekam, heißt das nicht, dass ich damit jetzt besser umgehen kann als ein jüngerer Mensch. Allerdings wollte ich so etwas niemals als Ausrede nehmen. Nach vier Wochen Pause ging ich direkt wieder zu den Vorlesungen und war in den Projekten mit eingespannt.
Stark zu sein, bedeutet auch, sich eine Pause zu nehmen
Es war eine schwere Entscheidung dazwischen, stark zu sein und direkt wieder durchzustarten oder erstmal eine Pause zu nehmen und das Ganze zu verarbeiten. Da ich nach der schweren Ketoazidose kaum alleine laufen konnte und das mit dem Spritzen auch etwas anstrengend war, musste ich etwas mehr aufholen als ein Patient, der die Diagnose bei einer Routineuntersuchung beim Hausarzt bekommt. In meinem Umfeld hat niemand einen Diabetes und konnte mir somit auch keine Tipps oder Ratschläge geben. Im Nachhinein muss ich offen zugestehen, dass es besser gewesen wäre, wenn ich mir etwas mehr Zeit freigenommen hätte.

Quelle: Nathalie Bauer
Was jetzt nach knapp sechs Monaten passiert ist, kann ich ganz gut in einem Satz zusammenfassen: Der Diabetes und ich sind ein Team geworden.
Es fällt vielen Menschen schwer, diese oder eine andere Krankheit als Partner zu akzeptieren. Ich habe sämtliche Informationen wie ein Schwamm aufgesaugt und habe für mich selbst meine eigenen Grenzen und Ziele gesetzt. Ich lasse mir im Moment nicht von einem Arzt reinpfuschen (es ist ja schließlich mein Diabetes), sondern suche nur nach Input, was mich weiterbringen kann. Anfangs war mir nicht bewusst, was ich alles trotz der Krankheit schaffen kann. Mein Auslandspraktikum sah ich in Gefahr – überhaupt jemals länger zu verreisen oder gar woanders zu leben. Kurze Zeit, nachdem diese negativen Gedanken aufgetaucht waren, sind sie auch schon wieder verschwunden. Die Zusage für die Stelle habe ich, Flüge sind gebucht!
In guten wie in schlechten Zeiten
Ich versuche, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich dank der Diagnose erreichen kann. Jetzt weiß ich, warum es mir jahrelang schlecht ging und ich immer mehr an Kraft verlor. Ich wurde stärker und selbstbewusster, ich kann mich akzeptieren, so wie ich bin, und sehe in den kleinen Dingen die Freuden des Lebens. Der Diabetes hat mir in diesem Bereich die Augen geöffnet.
Auf viele weitere Jahre mit dem Diabetes, in guten wie in schlechten Zeiten. Bis dass der Tod uns scheidet – oder hoffentlich die Medizin!
Auch Lisa hat durch den Diabetes einen anderen Blick auf ihr Leben bekommen: Wie der Diabetes mir Augen und Türen öffnete
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Aus der Community
Wie zum Typ 1 noch ein Typ F dazu kam…
4 Minuten
- Leben mit Diabetes
„Blickwinkel Diabetes“-Gründerin Lea Raak im Interview: Blick für individuelle Lebensrealitäten
4 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 3 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig