Missverständnisse werden in der Regel als sehr unangenehm empfunden; und gerade zwischen Menschen mit und ohne Diabetes kommen sie gar nicht mal selten vor. Alex Adabei beschreibt in ihrer Kolumne, wieso Missverständnisse durchaus auch als Chance angesehen werden können.
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“Missverständnisse sind der Boden für Verständnis” – das ist einer der Schlüsselsätze der Liebe, die alle zwei Wochen in der Zeitschrift Brigitte erscheinen. Sie stammen von dem Psychologen Oskar Holzberg, der seit mehr als 20 Jahren Paare berät.
In Oskar Holzbergs Beispiel geht es – natürlich – um ein Paar, das sich missversteht; der Grund ist kompliziert, aber eigentlich lächerlich klein. Es folgt ein Wutausbruch, aber keine Aussprache, stattdessen ein stummes Einvernehmen, es nach einigen Tagen einfach gut sein zu lassen und wieder zur Tagesordnung überzugehen. Aufgeklärt hat sich dann alles erst in der Therapiestunde bei Oskar Holzberg. Große Erleichterung bei beiden Partnern – war eben nur ein Missverständnis!
Missverständnisse zwischen Menschen mit und ohne Diabetes
Missverständnisse gibt es auch immer wieder, wenn es um den Diabetes geht: Diabetiker fühlen sich von Nichtdiabetikern missverstanden – und umgekehrt. Typ-1-Diabetiker fühlen sich von Typ-2-Diabetikern missverstanden – und umgekehrt. Alle Kombinationen von Missverstandenen und Missverstehenden sind möglich und begegnen sich tagtäglich.
Zusätzlich lauern Fettnäpfchen – ich bin kürzlich sehr tief in einem versunken, als ich lauthals gegenüber eine Kollegin mit Diabetes herausposaunte, dass mir das ständige Achten auf die Ernährung und die Berechnung von Lebensmitteln zu anstrengend wäre. Braucht doch kein Mensch! Ups…!
Missverständnisse als Chance begreifen und Verständnis säen
Missverständnisse können zu Streit führen und verletzen – aber doch vor allem dann, wenn sie nicht aufgeklärt werden. Missverständnisse, die aufgeklärt werden, bieten die Chance, Verständnis zu wecken. Das ist manchmal ganz schön mühsam: Wieder mal erklären, was es mit dem Messgerät auf sich hat. Wieder klarmachen, dass das Wort “Schuld” unangebracht ist, wenn es um den Diabetes geht.
Erklären, klarmachen, auklären – hier schwingt immer mit, dass unscharfe Konturen, die durch Vermutungen und Halbwissen entstanden sind, klarer werden, schärfer werden. Und deshalb habe ich einen Wunsch für das noch recht junge Jahr 2018 (und für alle weiteren Jahre): Dass wir uns alle bemühen, Missverständnisse als Chance zu begreifen und Verständnis zu säen und wachsen zu lassen – für den Diabetes und für vieles andere, das wichtig ist.
von Alex Adabei
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (2) Seite 82