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Die Digitalisierung hat viele neue Möglichkeiten in unser aller Leben gebracht. Aber sie hat auch unerwünschte Nebenwirkungen, berichtet Jana Einser, die sich wiederum negativ auf ihr Diabetes-Management auswirken.
Die Corona-Pandemie hat einige Nebenwirkungen. „Klar, wissen wir“, werden sie sagen. Es sind die typischen Symptome einer Atemwegs-Erkrankung, wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Fieber, und es ist Long-COVID. Aber auch Lockdowns, Vereinsamung und das Kennenlernen merkwürdiger Denkweisen gehören dazu.
All das ist richtig, und es gibt noch viel mehr. Dazu zähle ich auch die Digitalisierung, die einen extremen Schub bekommen hat. „Das ist hervorragend“, finden die einen, „das ist problematisch“, sagen die anderen. Genau das beschreibt die Situation, in der viele von uns stecken, die in einem Bereich arbeiten, in dem die Digitalisierung eine entscheidende Rolle spielt.
Ohne die digitalen Möglichkeiten hätten wir nicht im Homeoffice so weiterarbeiten können, als wären wir im Büro. Wir konnten und können Veranstaltungen und Kongresse besuchen, auch wenn wir nicht in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land fahren müssen, um teilzunehmen. Das alles klingt erst einmal sehr praktisch. Das ist es auch, aber es hat auch Nebenwirkungen.
Haben Sie sich einmal überlegt, wie entspannend es ist, in aller Ruhe mit der Bahn zu einem Termin oder einem Kongress zu fahren? Sie können, auch wenn sie vielleicht während der Fahrt arbeiten, ein bisschen abschalten. Die Rückfahrt bietet die gleiche Ruhephase. Und in der digitalen Zeit? Ein Termin jagt den nächsten, wehren können Sie sich kaum. Oft schließen die Termine direkt aneinander an – Kollegen legen sie oft so –, Luftholen dazwischen ist nicht möglich. Wenn Sie zwischendurch einmal auf die Toilette gehen und sich etwas zum Trinken holen können, ist das oft schon Glückssache. Kennen Sie das auch?
Und was hat das Ganze mit meinem Diabetes zu tun? Eine Menge! Die Schlagzahl der Veranstaltungen, Besprechungen und parallel stattfindenden Termine ist durch die digitalen Möglichkeiten so hoch geworden, dass für meinen Diabetes so gut wie keine Zeit mehr bleibt. Natürlich wechsele ich meine Kanülen und Sensoren, aber um mich konsequent um vernünftige Glukosewerte zu kümmern, fehlen mir die Zeit und die notwendige Kraft. Hat jemand auch diese Nebenwirkung im Blick?
von Jana Einser
Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (4) Seite 82
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