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Bin ich krank? – Und wenn ja, wie doll?
3 Minuten
Was es bedeutet, Typ-1-Diabetes zu haben, ist nicht leicht zu erklären. Einerseits, weil bis heute niemand sagen kann, was genau der Auslöser dieser Autoimmunerkrankung ist. Andererseits, weil es auch viel mit der individuellen Wahrnehmung zu tun hat. Und dann stellt sich die Frage: Wie krank bin ich mit Typ 1 Diabetes überhaupt? Oder gar: Bin ich eigentlich richtig krank?
Es gibt immer wieder Stimmen, die äußern, das sei eben nicht so. Durch das Zuführen von Insulin sei das Defizit des Körpers ja wieder ausgeglichen. Meistens sagen dies zwar Menschen, die selbst nicht betroffen sind, aber trotzdem ist es eine Meinung, die ich berücksichtigen möchte. Andere empfinden den Typ-1-Diabetes durchaus als Grund, sich „krank“ zu nennen. Schließlich ist der Diabetes eine ernsthafte Erkrankung des Immunsystems. Ich selbst sehe mich als krank an. Chronisch krank.

Anfang des Jahres war ich mehrere Wochen von Infekten außer Gefecht gesetzt. Erst hatte ich eine Erkältung, dann Magen-Darm-Probleme und dann ging die Erkältung weiter. Ich fühlte mich mies und wollte die ganze Zeit nur, dass es vorbeigeht – immerhin wusste ich, dass es vorbeigehen wird. In meinem Selbstmitleid zerfließend, stellte sich mir plötzlich wieder die Frage: Wie krank bin ich mit Typ-1-Diabetes überhaupt? Denn wenn ich eine schlimme Erkältung und Brech-Durchfall als „krank sein“ definiere, dann kann ich mich im Alltag nicht als „krank“ bezeichnen.
Jedes Mal, wenn mir Menschen nach einer Blutzuckerentgleisung „Gute Besserung“ wünschen, denke ich darüber nach, wie unangebracht das ist. Auch wenn mir bewusst ist, dass es nett gemeint ist. Oder auch der Satz: „Ich hoffe, du wirst schnell wieder gesund.“ Wie sollte mein Gegenüber das formulieren, damit ich es richtig verstehe? Natürlich werde ich nie wieder gesund sein, aber wäre ich glücklicher mit: „Ich hoffe, du hast bald wieder nur noch Diabetes!“? Sicher nicht.

Ich finde selbst keine richtige Antwort. Aber mich stresst der Gedanke, dass Menschen ohne Diabetes, den Krankheitsgrad der Menschen mit Diabetes nicht ernst nehmen. Eine Erinnerung, die immer aufkommt, wenn es um dieses Thema geht, ist folgende: Ich war den 2. oder 3. Tag wieder in der Schule, seit die Diagnose gestellt wurde. Ich bekam meine allererste Hypoglykämie.
Ich war nicht routiniert im Umgang damit und es stand Physikunterricht an. Und wie jeder weiß: In den Räumen für Naturwissenschaft wird nicht gegessen. Darum sagte ich dem Lehrer, dass ich eben draußen bleiben müsse und etwas essen würde und dann komme, wenn es mir besser geht. Und der Lehrer antwortete: „Aber ruh dich auf dem Diabetes jetzt nicht aus.“ Früher war ich noch so viel unsicherer und stiller als heute, darum habe ich ihm nur versichert, dass ich das nicht tun würde. Aber wenn ich jetzt daran denke, möchte ich ihm gerne anbieten, mal eine Info-Veranstaltung über Diabetes im Allgemeinen und Typ-1-Diabetes im Speziellen zu besuchen.
Wenn es aus Patientensicht im Bezug auf das Leben mit Diabetes eine Sache nicht gibt, dann ist es ausruhen.

Die Definition von „krank“ lautet: Im körperlichen oder geistigen Wohlbefinden beeinträchtigt, gestört; physisch oder psychisch leidend, nicht gesund*. Und genau das trifft es, mein Wohlbefinden ist beeinträchtigt, ich bin nicht gesund.
Als „chronisch krank“ gilt ein Mensch laut der „Richtlinie zur Definition schwerwiegender chronischer Krankheiten“, wenn eine Krankheit länger als ein Jahr andauert und wenigstens einmal pro Quartal behandelt werden muss.
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Aber wie ich eine Antwort oder einen Begriff für das finde, was in meinem Alltag vor sich geht, weiß ich immer noch nicht. Ich fühle mich nicht jeden Tag, als hätte ich 40°C Fieber und eine Mandelentzündung. Dennoch bin ich den gesamten Tag damit beschäftigt, den Job eines ganzen Organs machen zu müssen.
Ich bin damit konfrontiert, dass dieses Organ nicht so funktioniert, wie es sollte. Und ohne jeglichen Leidvergleich möchte ich sagen, dass es schwer ist zu wissen, dass das im Gegensatz zu einer Erkältung nicht nach ein paar Tagen oder höchstens Wochen vorbei sein wird.
Ich bin chronisch krank.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 23 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig