(K)eine Risikopatientin?

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© Ahmet Aglamaz - AdobeStock
Community-Beitrag
(K)eine Risikopatientin?

Tine ärgert sich darüber, wie derzeit über Menschen mit Diabetes im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie gesprochen und berichtet wird. Jeden Tag was Neues: Sind wir jetzt Covid-19-Risikogruppe oder doch nicht?

Ich hoffe sehr, dass es Euch den Umständen entsprechend immer noch gut geht, wenn Euch diese Zeilen erreichen. Das Coronavirus hat unsere Gesellschaft in diesem Frühjahr fest im Griff. Ich persönlich habe mir 2020 ganz anders vorgestellt. Und trotzdem muss es ja irgendwie weitergehen. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich schon viele Wochen im Home­office. Ja, ich bin eine der Personen, die von zu Hause aus arbeiten können.

Psychisch tut mir das weniger gut, aber was hilft es? Wer zu Hause bleiben kann, sollte das auch tun. Wofür das alles? Klar: Wir dürfen uns nicht mit dem Coronavirus anstecken – zumindest nicht alle gleichzeitig, denn das kann unser Gesundheitssystem nicht stemmen. Und auch, wenn viele Krankheitsverläufe eher milder beschrieben werden, fallen uns doch die auf, die es eben nicht sind. Und die müssen weiterhin eingegrenzt bleiben, damit möglichst viele Menschen diese Zeit möglichst gut überstehen können.

Was mich in diesen Wochen ärgert, ist die Tatsache, wie über Menschen mit Diabetes als potenzielle Risikogruppe gesprochen wird. Es fühlt sich an, als wären wir ein Spielball, der so hin- und hergeworfen wird. Jeden Tag was Neues: Sind wir jetzt Risikogruppe oder doch nicht? Irgendwie scheint man sich da generell nicht entscheiden zu können: „Wer gut eingestellt ist, ist potenziell kein_e Risiko­patient_in!“ – „Mit guter Blutzuckereinstellung ist das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken, nicht größer.“ – „Menschen mit Diabetes sind Risikopatient_innen.“ – „Das Risiko ist für schlecht eingestellte Patient_innen höher.“

Mich nervt diese Undurchsichtigkeit. Ab wann bin ich schlecht oder gut eingestellt, und was bedeutet das im Klartext überhaupt? Ist gut eingestellt sein etwas, was für uns alle gleich ist? Oder sprechen wir hier von individuellen Zielen? Am meisten stört mich, dass mir aktuell wildfremde Menschen aus dem Internet plötzlich erklären wollen, dass Menschen mit Diabetes ja eh generell gar keine Risikogruppe sind. Natürlich hat die Person keinen Dia­be­tes und weiß es einfach mal wieder besser, ist doch klar.

Und überhaupt: Was heißt es für uns am Ende des Tages alles, wenn wir Menschen mit Diabetes uns mit dem Virus infizieren und dann erkranken? Was bedeutet es für uns, wenn wir ins Krankenhaus müssen? Wer kümmert sich dort um unsere Blutzuckerwerte, wenn wir es nicht mehr können? Das sowieso schon unendlich überarbeitete Pflegepersonal?

Was im Ernstfall passiert, kann uns momentan niemand so genau sagen. Deswegen gilt nach wie vor: Weiterhin versuchen, so gut wie möglich auf die Werte zu achten, auch wenn einem die Decke auf den Kopf fällt. Und Durchatmen nicht vergessen.

Eure Tine


Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter www.icaneateverything.com sowie auf der
Blood Sugar Lounge
und schreibt regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (6) Seite 43

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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