- Behandlung
Geschädigte Niere bei Diabetes: Früherkennung und Therapie
3 Minuten
Die diabetische Nierenerkrankung (Nephropathie) ist eine typische Folgeerkrankung des Diabetes. Sie ist charakterisiert durch das Auftreten einer Albuminurie (erhöhte Eiweißausscheidung), die Entwicklung oder Verstärkung von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und den kontinuierlichen Verlust der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR), also der Filterleistung der Nieren.
Die diabetische Nephropathie ist die häufigste Ursache eines dialysepflichtigen Nierenversagens. Das Kennzeichen dieser Nierenerkrankung ist ihre weitgehende Unauffälligkeit in den frühen Krankheitsstadien. Die geringe klinische Symptomatik ist auch die häufigste Ursache einer späten, oft zu späten Überweisung dieser Patienten zur Mitbehandlung beim Nierenarzt (Nephrologen).
Die Nierenfunktion wird anhand der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) gemessen und in 5 Stadien und 6 Kategorien (G1 bis G5) eingeteilt.
Stadium G1 (eGFR ≥ 90 ml/min/1,73 m²)
Die Niere befindet sich in gutem Zustand mit einer noch normalen Nierenfunktion.
Stadium G2 (eGFR 60 – 89 ml/min/1,73 m²)
Die Niere hat eine milde Nierenfunktionseinschränkung. Es sollte frühzeitig damit begonnen werden, die chronische Nierenerkrankung in ihrem Verlauf zu verzögern. Start einer Therapie.
Stadium G3a (eGFR 45 – 59 ml/min/1,73 m²)
Mittelgradige Niereninsuffizienz, mild bis moderat eingeschränkt. Diagnose und Therapie der Grunderkrankung.
Stadium G3b (eGFR 30 – 44 ml/min/1,73 m²)
Mittelgradige Niereninsuffizienz, moderat bis hochgradig eingeschränkt. Diagnose und Therapie der Grunderkrankung.
Stadium G4 (eGFR 15 – 29 ml/min/1,73 m²)
Hochgradige Niereninsuffizienz. Prophylaxe und Therapie von Folgeerkrankungen und Herz-Kreislauf-Komplikationen. Vorbereitung einer Nierenersatztherapie.
Stadium G5 (eGFR < 15 ml/min/1,73 m²)
Terminales Nierenversagen. Eine Nierenersatztherapie wie Dialyse oder Transplantation ist notwendig und sollte zwischen 7 und 15 ml/min/1,73 m² abhängig von weiteren Parametern gestartet werden.
Quelle: www.nierenrechner.de
Schon in frühen Krankheitsstadien, wenn eine Mikroalbuminurie (Eiweißspuren im Urin) auftritt, ist die diabetische Nierenerkrankung auch mit einem höheren Risiko für eine Herzerkrankung, also mit einer höheren kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden.
Zu viel Eiweiß im Harn
Die Mikroalbuminurie ist das erste nachweisbare Zeichen der diabetischen Nierenerkrankung. Man spricht davon, wenn die Albuminausscheidung zwischen 20 und 200 mg/l liegt.
Während die Mikroalbuminurie bei Patienten mit Typ-1-Diabetes im Verlauf der Erkrankung auftritt, ist sie beim Typ-2-Diabetes häufig schon bei Diagnosestellung vorhanden.
Die Mikroalbuminurie sollte zur Diagnosesicherung einer diabetischen Nierenerkrankung mindestens zweimal gemessen worden sein und durch die Albuminausscheidungsrate bestätigt werden: Sie ist ein wichtiger Risikomarker zur Abschätzung der Entwicklung von diabetischen Nephropathien, diabetischen Augenerkrankungen (Retinopathien) und kardiovaskulären Erkrankungen: Eine zunehmende Eiweißausscheidung ist mit einem ansteigenden kardiovaskulären Sterblichkeitsrisiko verbunden.
Eine hohe Bedeutung hat die frühzeitige Diagnostik und gegebenenfalls interdisziplinäre Zusammenarbeit von Diabetologen, Nephrologen und Kardiologen (Herzspezialisten): Die frühe nephrologische Mitbehandlung ist bei der diabetischen Nierenerkrankung prognoseentscheidend.
Typ-1- und Typ-2-Diabetes: Risiko gleich
Die Grundsäulen der Therapie sind eine gute diabetische Stoffwechsel- und Blutdruckeinstellung. Da nicht jeder Diabetiker eine Nephropathie entwickelt, ist zu vermuten, dass genetische Faktoren, deren Identifizierung Gegenstand aktueller Forschung ist, zur Prädisposition beitragen. Studien lassen den Schluss zu, dass das renale Risiko und der Verlauf der diabetischen Nephropathie bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes etwa gleich sind.
Die Einteilung der Stadien eines chronischen Nierenversagens (Niereninsuffizienz) erfolgt heute im Wesentlichen nur noch anhand der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR).
Die Diagnose einer Niereninsuffizienz anhand des Serumkreatinins, eines Laborparameters, mit dem sich die Nierenfunktion grob abschätzen lässt, ist hier wenig aussagekräftig, da die Messung von Muskelmasse und körperlicher Aktivität abhängig ist. Eine Kreatinin-Clearance (Ausscheidungsrate der Säure Kreatinin aus den Muskeln) durchzuführen, ist ebenfalls schwierig, weil häufig Sammelfehler der Patienten auftreten.
Nierenfunktion richtig abschätzen
Heute hat sich deshalb die Abschätzung der Nierenfunktion anhand von Formeln bewährt. Derzeit werden für die eGFR vor allem zwei verwendet: Zum einen die MDRD-Formel: Hierfür sind nur die Bestimmung des Serumkreatinins und die Angabe des Alters und des Geschlechts des Patienten nötig. Da diese in einigen Bereichen aber zu einer Unterschätzung der wahren Nierenfunktion führt, wurde zum anderen die CKD-EPI-Formel entwickelt. Im klinischen Alltag bieten die meisten Laboratorien die Anwendung dieser Formeln an.
Alternativ besteht die Möglichkeit, Cystatin C im Serum zu messen. Cystatin C ist ein niedrigmolekulares Eiweiß mit konstanter Produktionsrate. Es ist nicht beeinflusst von Muskelmasse, Nahrungszufuhr und körperlichem Aktivitätsgrad. Das Serum-Cystatin-C hat einen Normbereich zwischen 0,6 und 1,2 mg/dl und steigt bereits bei einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate von < 85 ml/min/1,73m² an. Es ist somit sensitiver als das Serumkreatinin.
Die Einteilung der chronischen Niereninsuffizienz anhand der eGFR ist besonders bedeutsam, da mit abnehmender Filtrationsrate das Todesrisiko durch eine Herzerkrankung deutlich steigt. Die eGFR-Bestimmung gibt daher nicht nur Hinweise auf das Ausmaß der Niereninsuffizienz, sondern auch auf das vorhandene kardiovaskuläre Risiko der Patienten.
Bluthochdrucktherapie und Blutzuckereinstellung
Die Therapie der diabetischen Nephropathie beruht weiterhin auf den bekannten Grundsäulen: der Behandlung hoher Blutzuckerwerte und des Bluthochdrucks. So führt eine initial intensivierte Diabetestherapie im Vergleich zu einer konventionellen Therapie deutlich später und seltener zu einer diabetischen Nephropathie.Grundpfeiler der Bluthochdrucktherapie bei Diabetespatienten sind Medikamente wie ACE-Hemmer und AT-II-Rezeptorantagonisten.
Als Antidiabetika werden heute – neben dem Klassiker Metformin – auch SGLT-2-Hemmer eingesetzt. Sie sorgen dafür, dass vermehrt Glukose über den Urin ausgeschieden wird, und senken zudem den Blutdruck. Laut aktuellen Studien soll der SGLT-2-Hemmer Empagliflozin auch für den Schutz von Herz und Nieren sorgen.
Bei einem Nierenfuktionsverlust, der sich nicht aufhalten lässt und bis zum Nierenversagen fortschreitet, gibt es heute drei Nierenersatztherapieverfahren: die Hämodialyse, die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) und die Transplantation (bei Diabetes: Doppeltransplantation Niere/Bauchspeicheldrüse, siehe Beitrag „Zwei Fälle: Diabetiker mit Nierenerkrankung“ und Beitrag „Nach Transplantation: ,Heute bin ich in Topform!’“).
- Faszinierendes Klärwerk unseres Körpers
- Geschädigte Niere bei Diabetes: Früherkennung und Therapie
- Zwei Fälle: Diabetiker mit Nierenerkrankung
- „Der Blutdruck ist noch wichtiger als der Blutzucker“
- Die besten Tipps zum Nierenschutz
- „Die Dialyse in mein Leben einbauen“
- Nach Transplantation: „Heute bin ich in Topform!“
von Prof. Dr. Werner Kleophas
FASN, MVZ DaVita Karlstraße GmbH,
Bismarckstr. 101, 40210 Düsseldorf
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (2) Seite 16-18
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig