- Behandlung
Zufallsbefund erhöhte Leberwerte: harmlos oder nicht harmlos?
4 Minuten
Erhöhte Leberwerte werden oft zufällig entdeckt. Sie sind häufig vorübergehend, gerade wenn man keine Beschwerden hat. Sie sollten die Werte immer wieder überprüfen lassen, um ernste Erkrankungen auszuschließen.
Bei der ersten Nachuntersuchung beim Hausarzt war dieser sehr erschrocken: In den Augen zeigte sich eine Gelbfärbung, und im Blut waren die Leberwerte massiv erhöht. Der Hausarzt reagierte richtig und setzte die „Rhythmus-Medikamente“ sofort wieder ab – dies war auch möglich, weil Peter K. wieder einen stabilen Herzrhythmus hatte! Die Bindehaut beider Augen war nach einer Woche wieder klar, und die Leberwerte waren glücklicherweise fast wieder im Normbereich, der Herzrhythmus blieb stabil.
Erhöhte Leberwerte sind ein häufiger Laborbefund – oft zufällig entdeckt und meist nicht Zeichen einer schweren Grunderkrankung. In der Reha-Klinik sehen wir sie häufig nach Operationen. Die Narkosemittel, aber auch Schmerzmittel, Medikamente bei psychischen Erkrankungen und solche gegen Herzrhythmusstörungen können die Auslöser sein.
Die am häufigsten diagnostizierte Lebererkrankung mit erhöhten Leberwerten ist die Fettleber – ursächlich ist unsere „westliche“ Fehlernährung, nicht selten aber auch übermäßiger Alkoholkonsum und die längerfristige, oft unkontrollierte Einnahme von Medikamenten. Bei sehr jungen Menschen mit ständiger Müdigkeit, Übelkeit, fehlendem Geschmacksempfinden und normalem Gewicht kann es sich auch um den seltenen Morbus Wilson handeln – eine Krankheit, bei der sich zu viel Kupfer im Körper anreichert.
Andererseits kommt es pro Jahr bei etwa 200 bis 500 Menschen in Deutschland „aus heiterem Himmel“ zu plötzlichem Leberversagen – dies kann im Extremfall tödlich verlaufen. Leberschädigungen bis hin zum Leberversagen können aber auch auftreten durch längere Einnahme von Medikamenten wie Paracetamol und Phenprocoumon (Handelsname z. B. Marcumar), und Medikamenten pflanzlicher Herkunft (z. B. Kava-Kava (seit 12/2019 nicht mehr zugelassen), Aloe vera), akut aber auch durch das Pilzgift Amanitin (z. B. im Knollenblätterpilz).
Die Ursachen erhöhter Leberwerte
Die bei der Blutentnahme kontrollierten Leberwerte sind dann erhöht, wenn die Leberzellen geschädigt wurden. Wenn Leberwerte nur etwa doppelt so hoch wie normalerweise sind, kann man in der Regel einige Monate abwarten, vielleicht bestimmte Medikamente weglassen und dann nochmals kontrollieren. Durch die Kombination verschiedener Leberwerte (z. B. AST, ALT, Gamma-GT) kann so in etwa 95 Prozent der Fälle eine sichere Diagnose gestellt werden:
- Erkrankung der Leber: AST und ALT erhöht,
- Gallengangs-Stau/Entzündung der Gallenblase: starke Erhöhung von Gamma-GT und Alkalischer Phosphatase,
- Gift-Wirkung auf die Leber: besonders Gamma-GT erhöht.
Man kann heute schon von einer „Fettleber-Welle“ sprechen – bedingt durch krankhaftes Übergewicht (Adipositas), Bewegungsarmut und Typ-2-Diabetes. Aber wohl auch Stress, Umweltgifte und verschiedene Medikamente z. B. gegen erhöhte Fettwerte, Bluthochdruck, Schmerzen, rheumatische Erkrankungen sowie der Gerinnungshemmer Marcumar können zur Entwicklung einer Fettleber beitragen. Vom Bild der Fettleber (Steatose) spricht man, wenn im Ultraschall mehr als 5 Prozent der Leberzellen Fettansammlungen mit mittelgroßen Fetttropfen haben und vergrößert sind.
- Fettleber (durch Alkohol, Ernährung, Übergewicht, Medikamente, Stress)
- Leberentzündung, Lebertumoren
- Gallenerkrankungen, zum Beispiel Gallensteine, Entzündung der Gallenwege
- Autoimmunerkrankungen
- Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
- Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen
- Vergiftung
- Leberzirrhose
- zystische Fibrose (Mukoviszidose)
Als „nichtalkoholisch“ oder „NAFLD“ wird die Fettleber bezeichnet, wenn der Alkoholgenuss glaubhaft bei Frauen < 20 g und bei Männern < 40 g pro Tag liegt. Als „NASH“ bezeichnet man die chronisch fortschreitende NAFLD. Sie kann sich bei Patienten mit krankhafter Vermehrung des Bindegewebes der Leber (Leber-Fibrose) in 2 bis 5 Prozent zur Leber-Zirrhose weiterentwickeln; dadurch können Leberkrebs oder sogar Leberversagen drohen.
Nichtalkoholische Fettleber: Diagnose
Bisher erfolgte die Diagnose einer NAFLD aufgrund der Ultraschalluntersuchung – mit Lebervergrößerung, erhöhter Dichte (im Vergleich zur Niere) sowie plumper Form – und/oder MRT-Untersuchung („Kernspin“) sowie ohne Alkohol-Missbrauch laut Patientenangabe. Die Leberwerte sind nicht sicher verwertbar – meist findet man leicht erhöhte AST- und ALT-Werte und einen erhöhten Gamma-GT-Wert.
Leberwerte: Normwerte und Veränderungen bei NAFLD |
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| Leberwert | Normwert | Veränderung bei NAFLD | |
| AST (auch als GOT bezeichnet) | Männer: bis 50 U/l, Frauen: bis 35 U/l |
ca. 2- bis 3-fach erhöht | |
| ALT (auch als GPT bezeichnet) | Männer: bis 50 U/l, Frauen: bis 35 U/l |
Männer: bis 50 U/l, Frauen: bis 35 U/l |
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| Gamma-GT | Männer: bis 60 U/l, Frauen: bis 40 U/l |
kann 2-fach erhöht sein | |
| Alkalische Phosphatase | Männer: 40 – 130 U/l, Frauen: 35 – 105 U/l |
kann 2-fach erhöht sein | |
| AST/ALT-Quotient (de-Ritis-Quotient) | 0,6 – 0,8 | unter 1: geringer Leberschaden, über 1: schwerwiegenderer Leberschaden |
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„Fettzellen platzen fast“: Wie entsteht die Fettleber?
Grob gesagt stammt mehr als die Hälfte des Fettes in der Fettleber aus unseren eigenen Fettzellen, die irgendwann nicht mehr in der Lage waren, noch mehr Fett zu speichern – trotz immer größeren Volumens („Fettzellen platzen fast“). Durch krankhaftes Übergewicht (Adipositas) und Insulinresistenz, sprich reduzierte Empfindlichkeit gegenüber Insulin, häufen sich in den Leberzellen vor allem freie Fettsäuren aus Triglyzeriden (Neutralfetten) an, die in energiereichen Lebensmitteln, Fast Food, Süßigkeiten, Softdrinks und Fertiggerichten enthalten sind oder daraus entstehen. Eine NAFLD ist somit eng mit einer Adipositas verbunden.
Warum und wann eine NAFLD sich in eine NASH weiterentwickelt, ist bisher nicht geklärt. Es scheinen dabei aber Darm-Bakterien (Mikrobiom) und die Aktivierung unserer unspezifischen Immunabwehr eine Rolle zu spielen. Da aber nicht alle Übergewichtigen eine NAFLD entwickeln, sind wohl auch genetische und Umweltfaktoren daran beteiligt.
Die Besonderheiten bei Diabetes
Mit der Entwicklung von Übergewicht und einer Fettleber steigt auch das Risiko für einen Typ-2-Diabetes. Verfettete Leberzellen produzieren vermehrt das Protein Fetuin-A, das die Wirkung des Insulins reduziert und die Produktion bestimmter Botenstoffe verändert. Dadurch scheint das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuzunehmen – zum Beispiel für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die Therapie: Ursache beseitigen – „Leberfasten“?
Bisher gibt es noch keine medikamentöse Therapie der NAFLD. Möglicherweise könnte bis zur Entwicklung spezieller Medikamente ein anderes Vorgehen sinnvoller sein: Die Ursache der NAFLD muss beseitigt werden! Womöglich kann das „Leberfasten“ (bekannt durch den Ökotrophologen Dr. Nicolai Worm) das Problem langfristig beseitigen.
Früher und noch bis heute hört man oft, dass rund 50 Prozent der täglichen Nahrung aus Kohlenhydraten bestehen sollten – dies war und ist durchaus wichtig für Menschen, die sehr stark körperlich arbeiten. Nur sagen Sie selbst: Bei unserer heutigen Lebensweise erscheint es sinnvoller, Kohlenhydrate zu reduzieren zugunsten von Proteinen und/oder Fetten. Denn wenn mehr Kohlenhydrate gegessen als verbraucht werden, entsteht Fett! Dass derartige „Fastentage“ insulinempfindlicher machen, kennen einige von Ihnen von den „Hafer-Tagen“ – sehr effektiv, um bei Übergewichtigen und bewegungseingeschränkten Patienten die Insulinempfindlichkeit zu verbessern!
Zusammenfassung
Erhöhte Leberwerte sind glücklicherweise oft nur von vorübergehender Dauer – besonders, wenn keine anderen Beschwerden vorliegen. Sie sollten aber immer kontrolliert und ernst genommen werden. Denn chronische Leberwerterhöhungen insbesondere mit Beschwerden wie Hautveränderungen (auch Juckreiz!), anhaltender Müdigkeit ohne erkennbaren Grund usw. können auch gefährliche Erkrankungen als Ursache haben. Eine Fettleber als Ursache kann zunächst oft „diätetisch“ angegangen werden mit Ernährungsumstellung sowie mit Leberfasten – ein besserer Verlauf der Blutzuckerwerte ist oft die Folge.
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (7) Seite 30-32
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Tagen, 16 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 5 Tagen, 11 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 3 Tagen, 11 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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