- Bewegung
Worauf beim Start zu achten ist: Richtig durchstarten beim Sport mit Typ-1-Diabetes
3 Minuten
Klaus, 52 Jahre alt, seit 35 Jahren Typ-1-Diabetes mellitus, hat sich nach langer Phase der Inaktivität vorgenommen, wieder regelmäßig Sport zu treiben. Aber kann er einfach so loslegen? Was sollte Klaus beim Start beachten? Professor Christian Brinkmann erklärt, worauf Menschen mit Typ-1-Diabetes dabei achten sollten.
Sport und Bewegung bieten allen Menschen und besonders auch Menschen mit Typ-1-Diabetes zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Durch regelmäßige körperliche Aktivität werden u. a. die Insulin-Empfindlichkeit verbessert, die Gewichts-Regulation erleichtert, Blutfettwerte optimiert, das Herz gestärkt, der Blutdruck reduziert und die Entwicklung von Nervenzell-Verknüpfungen gefördert. Insgesamt lässt sich mit Sport und Bewegung das Risiko für das Auftreten und Voranschreiten von Folgeerkrankungen des Diabetes deutlich verringern.
Nicht zuletzt trägt Sport zur psychischen Gesundheit bei. Bewegung kann die Stimmung aufhellen und Stress abbauen. Menschen mit Typ-1-Diabetes erleben häufig emotionale Belastungen im Umgang mit ihrer Erkrankung. Regelmäßige Bewegung kann hier eine wertvolle Unterstützung sein. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes Sport und Bewegung nicht als kurzfristige Maßnahmen ansehen, sondern sie als langfristige Gewohnheiten anstreben.
Buchtipp:
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Wichtig: Vor dem Sport gut durchchecken lassen
Damit der Start gut gelingt, sollten zu Beginn ein medizinischer Check-up und eine Absprache mit dem Diabetes-Team in der Diabetes-Schwerpunktpraxis erfolgen. Das kann helfen, gesundheitliche Risiken zu minimieren, die z.B. durch Schwankungen der Glukosewerte auftreten können. Jeder Mensch mit Typ-1-Diabetes ist einzigartig und die Auswirkungen der Krankheit sowie der allgemeine Gesundheitszustand können von Person zu Person stark variieren.
Ein gründliches Anamnese-Gespräch, die Bestandsaufnahme vorliegender Risikofaktoren und die Sichtung bisheriger Befunde ermöglicht Ärztinnen und Ärzten die Entscheidung, ob zur Sicherheit z.B. ein Belastungstest auf einem Fahrradergometer durchzuführen ist. Insbesondere beim Vorliegen von Folgeerkrankungen ist es wichtig, mit dem Diabetes-Team Rücksprache zu halten.
Vor allem bei unkontrolliertem Bluthochdruck, dem Vorliegen von Herzerkrankungen, fortgeschrittenen Erkrankungen der Netzhaut, Erkrankungen der Nieren, Nerven-Schädigungen oder auch orthopädischen Einschränkungen ist Vorsicht geboten. Hier könnte es besser sein, auf bestimmte Sportarten oder hohe Intensitäten zu verzichten. Ein abgestimmtes Training kann dabei aber besonders gewinnbringend sein.
Auch Klaus lässt sich bei seiner Ärztin vorab durchchecken. Aufgrund seiner langen Diabetesdauer erfolgt eine ausführlichere Untersuchung. Beim Belastungs-EKG zeigen sich keine Einschränkungen. Auch das Blutdruck-Verhalten ist normal. Klaus bekommt „grünes Licht“.
Bevor es mit dem Sport losgeht
- Medizinischer Check-up, insbesondere bei Vorliegen von Begleiterkrankungen, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder längerer Diabetesdauer (über zehn Jahre)
- Auswahl einer geeigneten Sportart und Planung des Vorhabens mit der SMART-Formel
- Maßnahmen zum Notfall-Management
Sport SMART auswählen: diese Formel hilft
Bei der Auswahl der Sportart ist es wichtig, etwas zu finden, das Spaß macht. Man sollte sich zu Beginn fragen: Was hat mir schon einmal Spaß gemacht? Möchte ich lieber drinnen oder draußen Sport machen? Allein oder im Team? Für Menschen mit starkem Übergewicht sind vor allem Sportarten zu empfehlen, welche die Gelenke nicht übermäßig strapazieren, wie Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking oder Pilates.
Für die Sportplanung sollte man sich an der SMART-Formel orientieren, damit das Vorhaben auch langfristig in die Tat umgesetzt wird:
- Spezifisch: Was möchte ich genau machen? Wo? Mit wem?
- Messbar: Wie oft pro Woche?
- Akzeptiert: Stehe ich 100 Prozent hinter diesem Vorhaben?
- Realistisch: Wie muss ich das Programm gestalten, damit ich es auch dauerhaft durchführen kann?
- Terminiert: Wann in der Woche trainiere ich? Wie lange?
Klaus hat als Jugendlicher gern Krafttraining gemacht. Daher hat er sich nun im Fitness-Studio angemeldet und einen Termin für eine erste Einheit vereinbart. Er nimmt sich vor, zweimal pro Woche direkt nach der Arbeit zu trainieren.
Notfall-Management beim Sport mit Typ-1-Diabetes
- Trainer bzw. Trainerin über den Typ-1-Diabetes informieren und mögliche Notfall-Situation wie Unterzuckerung erklären
- SOS-Notfallset mit sich führen mit:
- Not-Kohlenhydraten
- Glukagon-Nasenpulver (ggf. auch an der Theke im Sport-Studio deponieren)
- vor, bei und nach dem Sport Glukosewerte messen und ggf. Insulindosen reduzieren und/oder Extra-Kohlenhydrate zuführen
Sport mit Typ-1-Diabetes: gut vorbereitet starten
Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist ein gutes Notfall-Management wichtig, besonders für den Fall, dass während des Trainings oder danach Unterzuckerungen auftreten. Es ist anzuraten, Trainer und Trainerinnen sowie Mit-Sporttreibende über die Erkrankung zu informieren und darüber, was bei einem Notfall zu beachten ist.
Menschen mit Typ-1-Diabetes sollten beim Sport ein SOS-Notfallset mit sich führen. Darin sollten sich Not-Kohlenhydrate (z.B. Softdrinks, Glukose-Gel, Traubenzucker) sowie für schwere Unterzuckerungen ein Glukagon-Nasenpulver befinden. Vor, bei und nach dem Sport sollen die Glukosewerte gemessen und ggf. Insulindosen reduziert und/oder Extra-Kohlenhydrate zugeführt werden.
Auch auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit ist zu achten, wenn die Glukosewerte während der körperlichen Aktivität über der Nierenschwelle, also Glukosewerten über 180 mg/dl bzw. 10,0 mmol/l, liegen und so mit der ausgeschiedenen Glukose auch Flüssigkeit verloren geht.
Zu seinem Probetraining bringt Klaus sein SOS-Notfallset mit. Er erklärt der Trainerin, was im Notfall zu tun ist und woran man eine Unterzuckerung erkennen kann. Wie er seine Insulindosen und die Kohlenhydrate auf den Sport abstimmen kann, hat er zuvor mit seinem Diabetes-Team überlegt.
Schwerpunkt: „Sport mit Typ-1-Diabetes – eine 180-Grad-Wende zum Positiven“
- Worauf beim Start zu achten ist: Richtig durchstarten beim Sport mit Typ-1-Diabetes
- Sicher Sport treiben mit Typ-1-Diabetes: Das „Insulin on Board“ muss stimmen
- Mit guter Vorbereitung möglich: Intensiver Sport mit Typ-1-Diabetes
von Prof. Dr. Christian Brinkmann
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 74 (5) Seite 11-12
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Tagen, 7 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Tagen, 5 Stunden
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 2 Tagen, 11 Stunden
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 2 Tagen, 6 Stunden
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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stephanie-haack postete ein Update vor 4 Tagen, 4 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 4 Tagen, 3 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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