Nachgefragt | Recht: Führerschein mit 17 – und der Diabetes?

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Nachgefragt | Recht: Führerschein mit 17 – und der Diabetes?

Sie haben rechtliche oder soziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Unser Rechts-Experte Oliver Ebert gibt Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort.

Die Frage

Unsere Tochter Melanie (16 Jahre, Diabetes Typ 1, Insulinpumpe, gut eingestellt) würde gerne mit 17 Jahren den Führerschein machen. Da wir auf dem Land leben, wäre es eine große Erleichterung, wenn sie nicht bis zum 18. Lebensjahr warten müsste. Jetzt sind wir aber unsicher: Ist es mit ihrem Diabetes überhaupt möglich, schon früher den Führerschein zu machen? Gibt es Einschränkungen bzw. was ist zu beachten? Muss sie den Diabetes beim Führerscheinantrag mitteilen? Oder dem Fahrlehrer sagen? Und müssen wir das der Versicherung melden?

Petra F.

Die Antwort von Oliver Ebert

Seit 2011 ist es möglich, dass Jugendliche bereits mit 17 Jahren im Rahmen des begleiteten Fahrens (“BF17”) die Fahrerlaubnis der KlassenB und BE erwerben. Für einen Antrag auf BF17 ist die Zustimmung der Erziehungsberechtigten erforderlich, und es muss mindestens eine Begleitperson benannt werden.

Ansonsten gelten die gesetzlichen Regelungen für den “normalen” Führerschein. So kann die theoretische Prüfung drei Monate, die praktische Prüfung einen Monat vor Erreichen des Mindestalters von 17 Jahren abgelegt werden. Nach erfolgreicher Prüfung und mit Vollendung des 17. Lebensjahres erhält man dann eine Prüfbescheinigung (keinen Führerschein!), die zur begleiteten Teilnahme am Straßenverkehr berechtigt.

Dies bedeutet, dass der Jugendliche nicht alleine fahren darf, sondern immer eine Begleitperson dabei sein muss. Diese ist allerdings kein Fahrlehrerersatz und darf auch nicht “ins Lenkrad fassen” oder auf andere Art direkt eingreifen, denn die Verantwortung trägt allein der Fahrer.

Diabetes dürfte keine Probleme verursachen

Die Begleitperson muss der Behörde zuvor gemeldet und auf der Prüfbescheinigung eingetragen worden sein. Weitere Personen können jederzeit nachträglich gemeldet werden; sie dürfen aber erst dann als Begleiter tätig werden, wenn sie eingetragen sind. Als Begleitperson kommt jede Person in Frage, die mindestens 30 Jahre alt ist, nicht mehr als einen Punkt im Fahreignungsregister hat und seit mindestens fünf Jahren ohne Unterbrechung die Fahrerlaubnis Klasse B besitzt.

Der Diabetes dürfte bei Melanie keine Probleme verursachen. Es könnte allenfalls sein, dass die Führerscheinbehörde ein verkehrsmedizinisches Gutachten anfordert. Das ist zwar ärgerlich (Kosten: zwischen 300 und 800 Euro), aber letztlich keine Hürde: Wenn aus ärztlicher Sicht keine Bedenken bestehen müssen, insbesondere weil Melanie Unterzuckerungen rechtzeitig und zuverlässig wahrnimmt, dann darf sie am Straßenverkehr teilnehmen. Der Diabetes sollte daher nicht ungefragt der Behörde mitgeteilt bzw. auf dem Führerscheinantrag angegeben werden; auch freiwillig erbetene Angaben sollte man nicht machen. Umgekehrt gilt aber: Wenn ohne Hinweis auf eine Freiwilligkeit nach dem Diabetes gefragt wird, muss man ihn wahrheitsgemäß angeben.

Für den Fahrlehrer ist es hingegen wichtig, mögliche Risiken und Gefahren zu kennen – dazu zählt natürlich auch ein etwaiges Unterzuckerungsrisiko durch den Diabetes. Der Fahrlehrer darf diese Information aber ohne Zustimmung nicht an die Behörde weitergeben; dies sollte man ihm auch nachdrücklich einschärfen.

Ob Sie die Versicherung informieren müssen oder diese gar zustimmen muss, dass das versicherte KFZ für das begleitete Fahren ab 17 genutzt wird, hängt vom Versicherungsvertrag ab, und Sie sollten zur Sicherheit nachfragen.

Weitere Informationen zum begleiteten Fahren gibt es unter www.bf17.de.


von Rechtsanwalt Oliver Ebert

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2016; 9 (1) Seite 22-23

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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