- Eltern und Kind
Nachgefragt | Recht: Was sollte Leon beim Autofahren mit Diabetes beachten?
3 Minuten
Sie haben rechtliche oder soziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Unser Rechts-Experte Oliver Ebert gibt Ihnen in der Diabetes-Eltern-Journal-Rubrik Nachgefragt Antwort.
Die Frage
Unser Sohn Leon (Typ-1-Diabetes, Insulinpumpe, leider etwas übergewichtig) wird bald 18, und der Führerschein steht daher an. Nun stellt sich für uns die Frage, ob der Diabetes ihm womöglich einen Strich durch die Rechnung macht.
Muss er den Diabetes denn beim Führerscheinantrag oder in der Fahrschule angeben? Wird der Diabetes dann im Führerschein eingetragen? Und wie sieht es bei der KFZ-Versicherung oder bei Polizeikontrollen aus – muss er dort den Diabetes mitteilen?
Man liest und hört dazu unterschiedliche Meinungen, so dass wir etwas verunsichert sind.
Martina W. aus München
Die Antwort von Oliver Ebert
Ich denke, Sie müssen sich hier nicht zu viele Sorgen machen. Es gibt keine Belege dafür, dass Menschen mit Diabetes ein relevant höheres Risiko im Straßenverkehr darstellen. In den amtlichen Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung ist daher klargestellt, dass „gut eingestellte und geschulte“ Menschen mit Diabetes grundsätzlich sowohl PKW als auch LKW sicher führen können – dies gilt auch für die Personenbeförderung (Taxi, Omnibus). Voraussetzung ist allerdings, dass Unterzuckerungen rechtzeitig wahrgenommen werden.
Kann angeordnet werden: verkehrsmedizinisches Gutachten
Es kann jedoch passieren, dass die Behörde die Beibringung eines verkehrsmedizinischen Gutachtens anordnet. Hiergegen kann man leider juristisch nichts ausrichten. Einer solchen Anordnung der Behörde sollte man daher unbedingt Folge leisten, sonst wird die Behörde nämlich davon ausgehen, dass keine Kraftfahreignung besteht und die Erteilung der Fahrerlaubnis verweigern.
Man sollte für ein solches Gutachten einen auf Diabetes spezialisierten Verkehrsmediziner beauftragen. Möglicherweise kann der behandelnde Arzt einen entsprechend qualifizierten Arzt in der Nähe benennen; ansonsten starten Sie eine Suche unter www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de.
Wird ein Gutachten verlangt, ist das zwar ärgerlich (insbesondere wegen der Kosten von 300 bis 800 Euro), aber letztlich wohl keine Hürde: Wenn aus ärztlicher Sicht keine Bedenken bestehen, insbesondere weil Leon Unterzuckerungen rechtzeitig und zuverlässig wahrnimmt, darf er am Straßenverkehr teilnehmen. Um solche Gutachten zu vermeiden, sollte der Diabetes nicht ungefragt der Behörde mitgeteilt bzw. auf dem Führerscheinantrag angegeben werden; auch freiwillig erbetene Angaben sollte man nicht machen.
Wahrheitsgemäße Angaben bei konkreter Nachfrage
Allerdings: Anders als häufig behauptet wird, muss man wahrheitsgemäße Angaben machen, wenn im Führerscheinantrag konkret nach dem Diabetes gefragt wird. Gleiches gilt für die Frage, ob Krankheiten vorliegen, welche die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen beeinträchtigen können; auch hier muss man den Diabetes angeben. Eine Ausnahme besteht nur, wenn die Beantwortung dieser Fragen ausdrücklich als freiwillig gekennzeichnet ist; in diesen Fällen sollte man dann keine Antwort geben.
Sofern nach dem Diabetes gefragt wird, kann es sinnvoll sein, der Führerscheinbehörde unaufgefordert ein ausführliches Attest des Diabetologen vorzulegen. Wenn dieser die Fahreignung bescheinigt und bestätigt, dass keine schweren Unterzuckerungen auftraten, bestehen gute Chancen, dass die Behörde hier keine weiteren Fragen stellt bzw. auf ein teures Gutachten verzichtet.
Etwas anders sieht es bei der Fahrschule aus: Für den Fahrlehrer ist es wichtig, etwaige Risiken und Gefahren zu kennen; dazu zählt natürlich auch ein Unterzuckerungsrisiko. Der Fahrlehrer darf diese Information aber ohne Zustimmung nicht an die Behörde weitergeben – dies sollte man ihm nachdrücklich einschärfen.
KFZ-Versicherungen erfragen meines Wissens bislang keine Auskünfte zum Gesundheitszustand der vorgesehenen Fahrer. Sollte ein Versicherungsvertrag tatsächlich aber solche Fragen enthalten und Sie möchten diese Versicherung dennoch abschließen, müssen Sie wahrheitsgemäße und vollständige Angaben machen.
Bei Polizeikontrollen muss man den Diabetes nicht mitteilen. Auch und gerade bei einem Unfall sollte man nur seine Personalien angeben, man muss keine weiteren Angaben machen. Eine Eintragung der Diabeteserkrankung im Führerschein erfolgt ebenfalls nicht mehr.
Utensilien nicht offen liegen lassen
Es empfiehlt sich aber, die Diabetes-Utensilien nicht so offen im Auto herumliegen zu lassen, dass sie bei einer Kontrolle ins Auge springen – viele Polizeibeamte wissen mittlerweile, was es damit auf sich hat. Wenn es dumm läuft, könnten die Polizeibeamten solche Hinweise auf eine Diabeteserkrankung der Führerscheinbehörde melden, die dann womöglich ein Gutachten zur Prüfung der Fahreignung verlangt.
Ich halte es daher natürlich auch für keine so gute Idee, den Gesundheitspass Diabetes im Führerscheinmäppchen aufzubewahren oder Aufkleber am Auto anzubringen, die einen erkennbaren Bezug zu Diabetes nahelegen. Auch Tattoos, die im sichtbaren bzw. unbedeckten Körperbereich auf den eigenen Diabetes hinweisen, könnten sich für den Fahrer als nachteilig erweisen – das gilt übrigens in gleicher Weise für die Stellensuche bzw. das Bewerbungsgespräch.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2019; 11 (4) Seite 20-21
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 3 Tagen, 8 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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