Nachgefragt | Medizin: Ungutes Gefühl mit dem Stahlkatheter am Oberschenkel

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Nachgefragt | Medizin: Ungutes Gefühl mit dem Stahlkatheter am Oberschenkel

Sie haben medizinische, psychosoziale und/oder rechtliche Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!

Die Frage von Anna G.:

Unsere Tochter Hanna bekommt schon seit ihrer Geburt Insulin, sie hat einen neonatalen Diabetes, das ist ja ganz selten. Jetzt, mit 14 Monaten, fängt sie an zu laufen; die Katheter ihrer Pumpe hat sie immer im Po oder am Oberschenkel. Aber wir haben das Gefühl, dass die Nadel sie am Oberschenkel beim Aufstehen stört, sie verdreht dann das Bein so komisch – also immer das Bein, in dem der Katheter steckt. Sticht die Nadel da in den Muskel? Wir haben schon gesehen, dass es zu der Pumpe auch Plastikkatheter gibt, aber dürfen so kleine Kinder den überhaupt bekommen? Ist es nicht gefährlich, wenn der Plastikkatheter abknickt?


Die Antwort von Dr. med. Torben Biester

Vielen Dank für Ihre Frage. Ich möchte kurz für die Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes etwas zum neonatalen Diabetes erklären: Hierbei handelt es sich um den Oberbegriff für verschiedenste Störungen in der Insulinherstellung, die meistens direkt nach der Geburt auffallen. Daher spricht man von neonatalem, also Neugeborenen-Diabetes. Antikörper wie beim Typ-1-Diabetes lassen sich hier nicht finden.

Aber konkret zu Ihrer Frage: Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass der Katheter tief in den Muskel hineinsticht – so lang sind die Kanülen nicht. Aber natürlich kann es schon unangenehm sein, wenn Hanna anfängt, ihre Welt zu entdecken, und sich ein Bein ganz anders anfühlt.

Auch bei uns in der Klinik werden zunächst die Katheter mit der Stahlnadel verwendet, da diese nicht abknicken können. Wenn es also einmal zu unerklärlichen hohen Werten kommt, kann ein Abknicken nicht das Problem sein. Für den Po z. B. halte ich die Stahlkatheter für uneingeschränkt geeignet. Wenn es aber für Hanna unangenehm ist, muss man auf eine Alternative ausweichen.

Die Katheter mit dünnem Plastikschlauch, zumeist ein Teflon-Material, sind flexibel und vorne nicht so spitz, so dass das Gefühl unter der Haut angenehmer sein kann. Diese Katheter werden mit einer Stechhilfe gesetzt, da ja die Haut durchdrungen werden muss. Jede Pumpenfirma hat dafür eigene Produkte. Es gibt Infusionssets, die in einem sehr flachen Winkel in die Haut gehen, also auch für sehr schlanke Partien geeignet sind. Fragen Sie doch einmal bei Ihrem Diabetes-Team nach, ob Hanna einen solchen Katheter auch schon am Bauch oder an der Hüfte verwenden kann.

Das Abknicken kann natürlich nie ganz ausgeschlossen werden. Wenn Sie aber die Grundregeln der Pumpentherapie berücksichtigen und bei anhaltend hohen Werten den Katheter wechseln oder auch das Keton im Blut messen, ist das Risiko für eine schwere Entgleisung gering. Lassen Sie sich alles genau erklären, trauen Sie sich – und probieren Sie einfach verschiedene Varianten aus.


von PD Dr. med. Torben Biester

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (2) Seite 27

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  • cesta postete ein Update vor 22 Stunden, 39 Minuten

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

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