Die Ernährung umstellen – ganz einfach? Ein Erfahrungsbericht …

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Die Ernährung umstellen – ganz einfach? Ein Erfahrungsbericht …

Vor etwa zehn Monaten haben meine Kollegin Steffie Wolf und ihr Mann Florian beschlossen, ab jetzt nach dem Prinzip „Low Carb – High Fat“ (LCHF) zu leben. Das bedeutet konkret: Sie haben den Anteil der Kohlenhydrate in ihrer Ernährung verringert und dafür den Anteil an Fett und Eiweiß erhöht.

Steffies Ziel als Typ-1-Diabetikerin: den Blutzucker besser in den Griff bekommen. Das gemeinsame Ziel von Steffie und Florian: die Kilos purzeln lassen. Ob das geklappt hat und welche Erfahrungen sie mit der neuen Ernährungsweise gemacht haben, hat Steffie mir – einer Kollegin aus der Redaktion – im Interview erzählt.


„Low Carb“ ist ja momentan im Trend und viele Menschen versuchen, mit nur wenig Kohlenhydraten auszukommen. Warum habt Ihr Euch entschlossen, Eure Ernährung umzustellen?
Steffie Wolf:
Ich habe über einen Typ-1-Diabetiker gelesen, der das gemacht und dadurch seine Werte besser in den Griff bekommen hat. Das hat mich interessiert, weil ich doch immer noch recht viel mit Blutzuckerschwankungen zu tun hatte und auch das Thema Abnehmen mich beschäftigt hat. In meiner Ernährung einfach das Fett zu reduzieren, hat bei mir nichts gebracht. Bei Unterzuckerungen musste ich außerdem immer wieder Kohlenhydrate zu mir nehmen, die ich dann akut zwar benötige, die aber nicht wirklich mit Genuss verbunden sind. Die Unterzuckerungen wollte ich reduzieren.

Den Artikel habe ich mal meinem Mann gegeben und ihm gesagt: Das würde ich gerne ausprobieren. Er ist sofort darauf angesprungen. Schließlich hatten wir gemeinsam in den letzten Jahren zugenommen. Er hat es speziell beim Joggen gemerkt, dass da doch das eine oder andere Kilo weg könnte. Ja, und dann haben wir unsere Ernährung vom einen auf den anderen Tag umgestellt.

Das fing wirklich am selben Abend an, dass wir überlegt haben: Was können wir aus dem machen, was wir jetzt im Hause haben? In welchen Lebensmitteln Kohlenhydrate enthalten sind, weiß ich ja sehr genau; das Thema beschäftigt mich schließlich schon seit meiner Diabetes-Diagnose vor über 30 Jahren.

Sie möchten wissen, welche Ernährungsweise sich hinter Low Carb – High Fat genau verbirgt? Hier bekommen Sie alle wichtigen Informationen.

Es gab also nicht das Problem, dass Du grundlegend hättest überlegen müssen, wo überhaupt Kohlenhydrate drin sind…
Steffie Wolf:
Genau. Vielmehr ging es darum, zu entscheiden: Welche Kohlenhydratmenge ist richtig? Es gibt verschiedene Abstufungen, und wir haben uns dann entschieden, in dem Bereich zwischen 60 und 100 Gramm Kohlenhydraten pro Tag zu bleiben. Ich habe gelesen, dass der „Durchschnittsdeutsche“ über 300 Gramm Kohlenhydrate zu sich nimmt; und ich lag vor der Umstellung locker auch bei 250 bis 280 Gramm Kohlenhydraten am Tag.

Also warst Du „durchschnittsdeutsch“…
Steffie Wolf:
Ich kam schon in die Tendenz rein. Und wenn eine Unterzuckerung dabei war, kam natürlich ganz schnell ganz viel dazu. Also, von daher war Low Carb ein neuer Ansatz für mich.


Auf einige Lebensmittel verzichten – fällt das schwer?


Fällt es schwer, auf Sachen zu verzichten, oder wie gestaltet sich das so im Alltag?
Steffie Wolf:
Mir fiel es eigentlich gar nicht schwer. Wir haben viele gute Alternativen gefunden, wir haben uns auch nicht auf Low Carb/Low Fat, sondern auf Low Carb/High Fat konzentriert. Durch genug Eiweiß und Fett sind wir satt. Die Portionen, die wir essen, sind eher kleiner als früher, aber es ist auch nicht dieses Hungergefühl da; wir sind gut gesättigt. Das war für uns wichtig, damit wir auch durchhalten können.

Anders ist es auf die Dauer ja auch schwierig … und man gibt schnell wieder auf…
Steffie Wolf:
Wir sind jetzt gut zehn Monate dabei. Ich habe in dieser Zeit 13,5 Kilo abgenommen, bei Florian sind es 17,5. Es ist aber eine sehr sanfte Gewichtsabnahme. Es sind keine Riesenerfolge, es sind wirklich kleine Schritte, aber sie laufen kontinuierlich, und so klappt es für uns am besten, so läuft es gut.

Aber das ist dann vielleicht auch ein bisschen eine Typsache. Du hast ja gesagt, der Versuch, abzunehmen, indem Du weniger Fett gegessen hast, hat bei Dir nichts gebracht. Aber für andere wäre es ja vielleicht genau das Richtige …
Steffie Wolf:
Ja, natürlich.


Ein bisschen Ernährungswissen braucht es schon …


Wie viel theoretisches Wissen ist nötig, um die Ernährungsumstellung gut zu schaffen?
Steffie Wolf:
Kenntnisse über Lebensmittel sind schon wichtig. Man sollte wissen, in welchen Lebensmitteln schnellwirksame Kohlenhydrate enthalten sind und in welchen Kohlenhydrate sind, die den Blutzucker nur langsam erhöhen. Bei fertigen Sachen sollte man einschätzen können: Hinter welchen Bezeichnungen verbirgt sich Zucker? Auf der Liste kann ja Glukosesirup stehen, Zucker, Fruktose … Das sind die kleinen Fallstricke, aber das ist ja etwas, was ich aus der Vergangenheit schon gut kenne, und von daher war das für mich nichts Neues. Wenn jemand neu einsteigt und sich überhaupt noch nicht auskennt damit, kann es schwieriger werden, da braucht es ein bisschen mehr Vorbereitungszeit.

Wie bist Du auf neue Ideen gekommen? Hast Du Dir trotz der Vorkenntnisse auch ein Kochbuch gekauft?
Steffie Wolf:
Nein, ich habe mich auf verschiedenen Blogs umgetan, habe mal geschaut, was da an Alternativen genannt wurde, habe auch einiges ausprobiert und bei manchem gemerkt: Meins ist es nicht; damit kann ich nichts anfangen. Andere Sachen haben dafür gut funktioniert. Ich habe schon so viele Kochbücher und stelle die Rezepte daraus dann nach meinen Bedürfnissen um.

Wie Steffie ihre Rezepte auf „Low Carb – High Fat“ umgestellt hat, welche Alternativen sie für Lebensmittel mit hohem Kohlenhydratanteil gefunden hat und ob sich die Ernährungsumstellung positiv auf ihren Diabetesverlauf ausgewirkt hat, lesen Sie im zweiten Teil des Interviews.

Interview: Nicole Finkenauer


Nicole Finkenauer-Ganz | Redaktion Diabetes-Journal
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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