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Wer braucht schon Philosophen, wenn man eine solche Diabetesberaterin hat: Tine freut sich auf jeden Termin bei ihrer Diabetesberaterin – denn diese hat nicht nur gute Ratschläge für die Therapie, sondern auch Lebensweisheiten über das Diabetesmanagement hinaus.
Letzte Woche hatte ich nach sehr langer Zeit einmal wieder einen Termin bei meiner geliebten Diabetesberaterin. Wieso? Wir wollten den Status quo meiner Therapie besprechen und entscheiden, ob es daran etwas zu optimieren gibt.
Solche Termine sind für mich tatsächlich sehr angenehm: Meine Diabetesberaterin ist extrem verständnisvoll und freundlich. Wir duzen uns, ich fühle mich wohl bei ihr, so wie ich mich insgesamt in der Praxis wohlfühle. Eine Praxis, in der man sich angenommen fühlt, ist so verdammt wichtig für die eigene Diabetestherapie. Ein Team, das viel Verständnis hat und gemeinsam mit Patienten nach Optimierung der Therapie strebt, ist so unglaublich viel wert. Dafür fahre ich inzwischen eine ganze Stunde durch Berlin.
Aber genug Lobhudelei, zurück zu meinem Termin: Wir saßen eine gute Stunde zusammen, ich erzählte von meinen letzten Monaten und wir begutachteten mein neues HbA1c. Dass das dieses Mal schlechter ausfallen würde, war mir schon bewusst, aber zum Glück war meine Diabetesberaterin dabei nicht negativ, sondern schaute mit mir zusammen positiv nach vorn – und wir suchten Lösungen.
Ganz beiläufig zwischendurch sagte sie zu mir: „Weißt du, Menschen mit Diabetes müssen einfach akzeptieren, dass sie nicht immer die komplette Kontrolle über ihre Krankheit haben können. Es beeinflussen so viele Dinge den Blutzuckerwert, dass es einfach schier unmöglich ist, das alles in einem normalen Alltag immer vollständig kontrollieren zu können. Wenn man das realisiert hat, kann man die Therapie entspannter angehen, und auch das wird sich auf den Blutzuckerwert auswirken.“
Ich musste noch sehr ausgiebig über diese Sätze und deren Weisheit nachdenken. Wie recht sie hat! Oft sind wir im hektischen Alltag so verbissen und manchmal auch verzweifelt, wenn die Werte einfach nicht runtergehen wollen und das Insulin wie Wasser wirkt, oder umgekehrt. Ein schlechter gewordenes HbA1c demotiviert und fühlt sich an, als hätten wir total versagt.
An dieser Stelle kann es helfen, mal einen großen Schritt zurück zu machen, tief durchzuatmen, sich das Spektakel einmal von außen anzuschauen und zu verstehen, dass man selbst nicht immer die Kontrolle über den eigenen Körper haben kann. Es hilft unserer Psyche und unserem Blutzucker, wenn wir gelassener demgegenüber werden.
Ich muss lernen, entspannter zu werden: meinem Blutzucker gegenüber und mir – und den Dingen im Alltag, die ich einfach nicht kontrollieren kann, weil sie sich außerhalb dessen befinden, was ich kontrollieren kann. Verbissenheit tut der Psyche nicht gut. Und wenn es uns im Inneren nicht gut geht, können wir nach außen hin nicht positiv handeln.
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (11) Seite 48
5 Minuten
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