Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #17 | Augen auf bei der Jobwahl?

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Hin und zurück - bis ans Ende der Dia-Welt – Jobwahl
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Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #17 | Augen auf bei der Jobwahl?

Wusstest Du, dass es Berufe gibt, die man aufgrund von Diabetes und somit einer möglichen Unterzuckerung nicht ausüben darf? Im Normalfall beschränkt sich das auf Menschen, die eine Insulintherapie machen. Und dennoch – ist so was mit dem Stand der heutigen Medizin und Möglichkeiten überhaupt noch zeitgemäß? 

Foto: Markus Spiske – unsplash.com

Nach meiner Diagnose sammelte ich mein Wissen u. a. über Fachzeitschriften. Oftmals gab es hier Artikel über junge Frauen und Männer, die bspw. bei der Polizei oder generell im Sicherheitsdienst, arbeiteten. Als ich das erste Mal so einen Artikel las, dachte ich mir „Was ist so ungewöhnlich daran, dass ein Mensch mit Diabetes bei der Polizei arbeitet? Bei über 11 Mio. Diabetikern in Deutschland ist sowas doch abzusehen, oder?“ Zum damaligen Zeitpunkt hätte ich niemals gedacht, dass ein Leben mit einer Diabetes-Erkrankung für manche Berufe ein Verbot bzw. eine Einschränkung bedeuten könnte. Doch warum ist das eigentlich so?

Menschen mit Diabetes, die ohne schwerwiegende Folgeerkrankungen oder einer Insulintherapie leben, können eigentlich so gut wie jeden Beruf frei wählen. Kritisch wird es erst bei den Tätigkeiten, wo z. B. durch eine Unterzuckerung andere Menschen gefährdet werden können. Dazu gehören Berufe, die z. B. Menschen befördern (Bus, Taxi, Zug, Flugzeug), überwachen (Straßen-, Bahn- und Luftverkehr) oder beschützen (Polizei, Bundeswehr). Aber auch bei einigen Handwerksberufen gibt es Einschränkungen (z. B. Tätigkeiten an schweren oder gefährlichen Maschinen oder auch da, wo eine Sturzgefahr droht). Nicht für alle Berufe in den oben genannten Bereichen gibt es klar definierte Gesetze, wer darin arbeiten darf und wer nicht.1 Was für Menschen mit Diabetes bedeutet: Es gibt Hoffnung!

Die Medizin ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass unter bestimmten Voraussetzung die Ausübung kritischer Berufe dennoch, wenn aktuell auch nur im Einzelfall, möglich ist. Die Voraussetzungen werden natürlich individuell festgelegt. Doch u. a. könnte eine Maßnahme sein, dass Betroffene Schulungen besuchen müssen oder mithilfe von Sensoren, Pumpen oder Looping-Systemen eine Unterzuckerung frühzeitig erkennen und behandeln können. Doch ich denke, die Bereitschaft für Einzelfälle ist stark vom jeweiligen Arbeitgeber abhängig.

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Stell Dir folgendes Szenario vor: Du arbeitest in Deinem absoluten Traumjob und bekommst die Diagnose „Diabetes mit Insulintherapie“. Du teilst Deinem Arbeitgeber die neuen Umstände mit, woraufhin er die Fortsetzung Deines Beschäftigungsverhältnisses in Frage stellt. Wie würdest Du reagieren? Schon beim Schreiben dieses Szenarios war mein erster Instinkt, die Erkrankung für mich zu behalten. Doch das wäre ziemlich egoistisch, oder? Denn selbst wenn die Wahrscheinlichkeit unter 0,1 % wäre, dass ich andere durch eine mögliche Unterzuckerung gefährden könnte, würde ich dieses Risiko niemals durch ein Verschweigen meiner Erkrankung in Kauf nehmen.

Und sind wir mal ehrlich, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das oben genannte Szenario so wirklich eintrifft? Da muss der Chef schon ein wirklicher A*sch sein, oder? Meines Erachtens ist der Schlüssel zum Erfolg eine offene und transparente Kommunikation mit dem Arbeitgeber sowie eine gemeinsame Lösungsfindung. Das Ziel sollte immer sein, dass am Ende beide Seiten happy sind. Naja, zumindest annähernd…

Foto: Antonio Janeski – unsplash.com

Doch bleiben wir kurz bei dem Thema „Transparenz gegenüber dem Arbeitgeber“. Wie sieht es eigentlich bei den Berufen aus, bei denen keine Gefährdung von anderen Menschen durch den Diabetes ausgeht? Ist man als Arbeitnehmer dazu verpflichtet, seine Erkrankung mitzuteilen? Hier kommt ein ganz klares „Nein“. Doch aus eigenem Interesse sollten Menschen mit Diabetes, welche eine Insulintherapie durchführen, sich einer/-m Lieblingskolleg:in anvertrauen.2

Es kann leider immer mal der Fall der Fälle (= Unterzuckerung) eintreten, und im worst case wäre es doch super, wenn man jemanden hätte, der weiß was zu tun ist, oder? Vor allem dann, wenn man sich in dem Moment vielleicht selbst nicht mehr helfen kann. Hinzukommend kann es natürlich immer mal passieren, dass der Sensor oder die Pumpe bei einer unvorteilhaften Bewegung zum Vorschein kommt. Und auch wenn viele Nicht-Diabetiker die genannten Geräte nicht auf Anhieb erkennen können, so muss man dennoch damit rechnen, dass die Neugier der Kolleg:innen groß sein könnte.

Aber vielleicht ist das auch alles einfacher gesagt als getan. Da ich keine Insulintherapie mache, beruhen meine Aussagen nur auf meiner eigenen Meinung. Doch vielleicht hast Du eine solche Situation aufgrund Deines Diabetes schon mal erlebt und möchtest Deine Erfahrungen mit uns teilen. Nutze hierfür gerne die untenstehende Kommentarfunktion!

Meine persönliche Erfahrung mit Diabetes in der Arbeitswelt folgt im nächsten Beitrag.

Quellen:
1 https://www.diabetes-news.de/wissen/diabetes-und-soziales/berufswahl-und-arbeitsplatz
2 https://www.diabetes-online.de/a/goldene-regeln-im-job-1770228

Caros Kolumne

Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt

Caros Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“

Hallo, mein Name ist Caro! Ich wurde als 27-Jährige mit einem Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in meiner Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“ alles über meine außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes. Viel Spaß beim Lesen!

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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