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Ich fühle mich dick – egal was ich wiege
3 Minuten
Ich sehe mich nicht. Bis auf eine 08/15-Kurzsichtigkeit, die ich im Alltag mit Brille oder Kontaktlinsen auszugleichen weiß, gibt es keine Begründung für dieses Problem, aber ich kann mich nicht sehen.
Abstoßend, dick und schwabbelig
Ich schaue in den Spiegel, bewerte das Bild – genauer: ich werte es ab – und dann gehe ich weiter und fühle mich hässlich. Ich fühle mich nicht nur hässlich, ich fühle mich abstoßend, dick, schwabbelig, Alien-haft. Und das alles, weil ich nur eines wahrnehme, wenn ich mich anschaue, anfasse, mich an- oder ausziehe: mein Gewicht.
70kg, 80kg oder 90kg – es fühlt sich gleich an
Umso paradoxer ist die Tatsache, dass ich mich nicht dünner fühle, wenn ich weniger wiege. Ich fühlte mich (zu) dick mit 70kg bei einer Körpergröße von 178cm.
Als die Kilogramm-Anzeige auf der Waage in den Jahren immer weiter nach oben wanderte, war ich mir sicher, mich umzubringen, wenn ich über 80kg komme, und nun mit 90kg fühle ich mich genauso unwohl wie mit 20kg weniger.

Es wird offensichtlich, dass mein Problem mit mir nicht an mein Körpervolumen gebunden ist, und trotzdem bin ich überzeugt davon. Irgendein Dämon in mir sagt, dass ich nur glücklich sein kann, wenn ich dünn (und schön) werde. Und ich denke ständig daran, wenn ich etwas zu mir nehme.
Essen als Belohnung, Bestrafung, Trost oder Beschäftigung
Ob Nahrungsmittel, Lebensmittel oder Genussmittel. Essen und Trinken ist all das für mich, aber auch eine Form der Belohnung, der Bestrafung, des Trosts oder der Beschäftigung. Manchmal ist das Gefühl beim Schlucken das Letzte, was ich wahrnehme in einer depressiven Phase.
Ich liebe Essen. Ich weiß es zu schätzen, dass ich genug davon zur Verfügung habe. Und ich genieße es. Aber ich missbrauche es zu oft zur Kompensation von allzu vielen Gefühlen. Das ist mir noch viel bewusster, seitdem ich Diabetes, aber auch die anderen Diagnosen bekommen habe. Doch der Diabetes triggert es manchmal – ab und zu auch öfter.
Ich kann es nicht
Ich denke, viele von uns, die Diabetes Typ 1 haben, kennen den Kampf mit der Gewichtsreduktion. Endlich zieht man es durch, gesünder und dementsprechend vielleicht weniger Kohlenhydrate zu essen und auch endlich wieder Sport zu machen. Und dann fühlt man sich gut!
Genau bis zu dem Punkt, an dem der Diabetes meint, den Höhepunkt der Motivation in einen Tiefstpunkt des Blutzuckerwertes zu verwandeln. Ja, man kann da straight von Tag zu Tag Insulindosis und alles andere anpassen und, wenn es zu einer Hypoglykämie kommt, nicht gleich die Nerven verlieren, das kann man. Aber ich kann es nicht.
Ich fühle mich in diesen Momenten persönlich verarscht. Vielleicht schaffe ich es einige Male, die Situation vernünftig zu lösen, aber es kommt immer der Punkt, an dem ich anfange, wieder zu (fr)essen.
Sind manche Menschen zum Hässlichsein geboren?
Ob mit oder ohne Hypo. Es gibt Menschen, die sind einfach zum Hässlichsein geboren, denke ich dann. Und damit meine ich nicht alle jene, die über ihrem Idealgewicht liegen. Ich kann an anderen so vieles schön finden. Nur an mir, da fällt es mir unfassbar schwer.
Wäre der Diabetes nicht…
Wäre der Diabetes nicht, würde ich mich viel weniger mit meiner Ernährung auseinandersetzen, da bin ich mir sicher. Ich weiß nur nicht, ob das gut oder schlecht wäre. Oder irgendwas dazwischen. Aber in meinem Kopf gäbe es weniger Bewertungen, weil ich mir weniger Gedanken machen würde, was genau das in und mit mir anstellt. Das wäre sicher entspannter, aber andererseits ist der Diabetes eben auch eine Motivation, sich um sich zu kümmern.
Und eben dieses Kümmern funktioniert bei mir übers Essen und Trinken, in Massen, nicht in Maßen. Letztendlich hat das alles mit der Liebe zu sich selbst zu tun. Würde ich mich so lieben, wie ich bin, wäre mir auch die Anzeige auf der Waage egal. Dann käme ich nicht auf die Idee, zu essen, um mich noch unattraktiver zu fühlen. Und danach zu essen, um mich über das selbst erzeugte Gefühl hinwegzutrösten. Um dann noch einmal zu naschen, bevor ich zur Belohnung esse, weil ich mir eingestanden habe, dass das zwischen der Schokolade und mir nicht das ist, was ich eigentlich suche.
Ich suche mich. Ich will mich sehen. Und zeigen.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 18 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig