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Nachdem ich so positives Feedback zu meinem Rückblick erhalten habe, wollte ich mich näher mit dem Thema Motivation und Diabetes beschäftigen. In diesem Beitrag soll es um meine eigene Kraft gehen, ich plane allerdings noch weitere rund um dieses Thema. Falls ihr Fragen oder Anregungen für mich habt, stellt oder gebt sie mir gerne in den Kommentaren.
Viele sagen mir, dass ich mit der Krankheit so gut und positiv umgehe. Manche fragen mich nach Geheimtipps, da ihnen selbst die Motivation fehlt. Ich würde dann gerne meinen ultimativen Supertrick weitergeben, aber den habe ich leider nicht. Was mir durch die letzten Monate geholfen hat, ist: Du kannst es nicht rückgängig machen und wirst jetzt (voraussichtlich) dein Leben lang damit leben müssen. Entweder du gibst dem Ganzen eine Chance und machst das Beste daraus, lernst mehr über dich und deinen Körper, oder du fragst dich täglich, warum genau du Diabetes bekommen hast, und verkriechst dich in einer traurigen Ecke.
Ich habe mich für Ersteres entschieden, was natürlich die kleinen Niederschläge nicht ausschließt. Ich möchte auch nicht sagen, dass es super mit Diabetes ist! Ganz ehrlich, wenn mir eine gute Fee einen Wunsch freigibt, dann werde ich als Erstes den Diabetes los. Was ich damit sagen möchte, ist, dass es okay ist, zu weinen, einen schlechten Tag zu haben und einfach nicht zu wissen, warum der Blutzucker jetzt spinnt. Aber viel wichtiger sind doch die guten Tage und alles, was wir trotz des Diabetes erleben dürfen. Und am wichtigsten sind diese Dinge, die wir gerade aufgrund des Diabetes ermöglicht bekommen. Die tolle Community, die man als „Normalo“ vielleicht niemals gefunden hätte, die extra Süßigkeiten, die man jetzt immer überallhin mit reinschmuggeln darf (weil man sie ja im Notfall gebrauchen könnte!), und auch dieses enorme Wissen über unseren eigenen Körper, das hätte ich wohl als gesunder Mensch niemals gelernt.
Der Diabetes riss mich mit 23 Jahren mitten aus meiner Lebensplanung. Wann ist denn der „beste Zeitpunkt“ für so eine Diagnose? Ich bin froh, dass es bei mir erst so spät ausgebrochen ist, ich kenne ein Leben ohne den Diabetes und kann euch eins ganz sicher sagen: So viel anders ist es nicht. Meiner Meinung nach machen wir uns alle oft unnötig zu viel Stress. Wenn meine Blutzuckerkurve eskaliert, weiß ich oft, woran es lag, und wenn ich es nicht weiß, dann akzeptiere ich die Situation. Ich schreie dann vielleicht mal kurz los und haue ein paar Beleidigungen raus, aber dann passt das wieder. Seien es Hormone, Stress oder Sport – wir können nicht alles kontrollieren. Ein gesundes Verhältnis zu der Krankheit ist für mich der Schlüssel zu der Gelassenheit, die ich aktuell in mir trage.
Lasst uns kurz zurückblicken: Im September 2018 sollte ich mein Auslandspraktikum antreten, jedoch habe ich es verschoben, mit dem Gefühl, dass es in einem Jahr darauf besser passen würde. Den Grund, wieso ich dieses Gefühl hatte, kenne ich nicht. Ich glaube jedoch fest an das Schicksal und dieses Erlebnis hat mich darin nur bestärkt.
Ich bekam meine Traumstelle angeboten, lehnte ab und drei Wochen später lag ich mit der schweren Ketoazidose auf der Intensivstation. Mir ging es davor super – abgesehen von den 10 Litern Wasser am Tag. Als ich im Krankenhaus lag, war für mich klar, dass ich mein Praktikum jetzt nicht mehr in Südkorea absolvieren kann. Wie denn, mit dieser Krankheit? Und dann auch noch so frisch diagnostiziert.
Der Betreuer der Praktikumsstelle sagte mir, er würde sich im März nochmal bei mir melden (für September 2019). Aber irgendwie konnte ich es mir anfangs nicht vorstellen. Ich lebte also weiter, mehr oder weniger wie davor, und habe nebenher sämtliche Informationen, die ich nur kriegen konnte, aufgesaugt und meine Krankheit näher kennengelernt. Mitte Februar kam dann der entscheidende Moment: Ich habe den Diabetes akzeptieren können und lebe jetzt mit ihm. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich alles dafür tun werde, damit ich für mein Pflichtpraktikum ins Ausland gehen kann. Und nur wenige Tage danach bekam ich die Mail aus Seoul.
Jetzt hält mich gar nichts mehr auf. Ich habe mir selbst das Ziel gesetzt, dass ich fit und stark Mitte August nach Südkorea reisen und mein Praktikum rocken werde. Klar, ich habe immer noch die Angst davor, was passiert, wenn ich eine schwere Hypoglykämie oder Ketoazidose habe. Aber selbst dafür habe ich meinen Masterplan!
Was ich euch mit diesem Text gerne auf den Weg geben möchte: Verliert nicht den Glauben an euch. Ihr lebt, ihr seid stark und diese Krankheit bestimmt euch nicht! Richtet euren Diabetes nach eurem Leben, nicht umgekehrt.
Mehr zum Thema Motivation findet ihr auch in Kathis Video: Diabetes-Motivationsloch – mein Lösungsweg
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