3 Wünsche an die Gesundheitspolitik

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3 Wünsche an die Gesundheitspolitik

Anderthalb Jahre Coronavirus-Pandemie liegen hinter uns und nur noch 15 Wochen bis zur Bundestagswahl 2021 (26. September) vor uns. Hätten Sie als Mensch mit Diabetes 3 Wünsche an die Gesundheitspolitik frei: Wie lauteten diese? Die Diabeteswelt erwartet hier und heute keine Zauberei, dafür aber handfestes, politisches Handeln, denn das Corona-Thema spielt inzwischen fast überall mit hinein.

Man hat den Eindruck, dass die aktuelle COVID-19-Pandemie alles andere in der Gesundheitspolitik und der Medizin in den Hintergrund drängt“, sagte Prof. Monika Kellerer bei der virtuellen Vorab-Pressekonferenz zum Diabetes Kongress 2021 (der Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft fand vergangenes Wochenende digital statt). Kellerer ist momentan noch DDG-Präsidentin und wird in dieser Woche nach 2 Jahren Amtszeit abgelöst von Prof. Andreas Neu/Tübingen.

Dauerthema „Diabetes-Strategie“

Damit fokussierte sie vor allem auf die Nationale Diabetes-Strategie, die im Juli 2020 endlich aufs Gleis gesetzt werden konnte – durch einen gemeinsamen Antrag von CDU/CSU und SPD zum „Start einer Nationalen Diabetes-Strategie“ (NDS) im Bundestag (wir berichteten mehrfach). Von einer „zügigen Initiierung“, wie in diesem 8-Punkte-Papier gefordert, könne aber keine Rede sein, kritisierte Kellerer. Dieses zögerliche Handeln seitens der Politik sei jedoch bei Erkrankungen wie Diabetes und Adipositas besonders „fatal“.

Denn gerade Menschen mit Diabetes und starkem Übergewicht zeigten eine besonders schlechte Prognose bei COVID-19. „Wir haben nicht nur eine COVID-Pandemie mit mehr als 1,8 Mio. Toten im Jahr 2020, sondern auch eine Diabetes-Pandemie mit 1,6 Mio. Diabetes-assoziierten Todesfällen pro Jahr“, sagte sie. Eine neue Studie aus Ulm zeigt auch: Fast jeder 5. Patient, der im Krankenhaus behandelt wird, hat Diabetes.

Zauberformel: weniger Zucker!

Als konkrete Maßnahmen müssten u. a. die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zügig umgesetzt werden: den Zuckeranteil in verarbeiteten Lebensmitteln deutlich senken, stark zuckerhaltige Getränke stärker besteuern und ein Werbeverbot für ungesunde, auf Kinder gemünzte Produkte durchsetzen. Zudem sprach sie sich für ein neues Behandlungsprogramm (Disease-Management-Programm, DMP) für Menschen mit Adipositas aus.

Den Weg dorthin ebnet bereits der Entwurf eines neuen Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz, GVWG). Das Bundesgesundheitsministerium plant hier, zur Entwicklung eines neuen DMP Adipositas den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zu beauftragen.

Was wünscht die Selbsthilfe?

„Die Zögerlichkeit der politisch Verantwortlichen ist nicht mehr vermittelbar“, erklärt Dr. Klaus -D. Warz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Föderation (DDF) und Co-Vorsitzender der Diabetiker Allianz (DA). Die DA hat deshalb 3 Wünsche an die Gesundheitspolitik formuliert.

Wunsch 1

Eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung und die Reduktion von Zucker in Lebensmitteln sind ein unverzichtbares Muss.

Hier wird auch die Forderung der DDG von der DA unterstützt, „spätestens im nächsten Koalitionsvertrag ein klares Bekenntnis zu mehr gesetzgeberischer Verbindlichkeit vorzusehen, um die bedrohliche Adipositas- und Diabetes-Pandemie einzudämmen“, erklärt Warz.

Menschen mit chronischen Erkrankungen, vor allem mit Diabetes und seinen Folgeerkrankungen, seien zudem besonders von COVID-19 bedroht. Daraus ergibt sich der zweite Wunsch der Diabetes-Selbsthilfe.

Wunsch 2

Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes sollten endlich und unabhängig von diabetebedingten Folgekomplikationen ohne Einschränkungen Zugang zur COVID-19-Schutzimpfung bekommen und insbesondere in der stationären Versorgung, etwa bei COVID-19, die bestmögliche Behandlung erhalten.

„Corona hat uns auch den hohen Stellenwert digitaler Prozesse vor Augen geführt“, so Klaus Warz, woraus der dritte Wunsch der DA resultiert.

Wunsch 3

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens muss dringend unter Beteiligung der Selbsthilfe vorangebracht werden, damit Videosprechstunden und andere Angebote der Telemedizin bei den Patient:innen ankommen und keine Versorgungslücke droht. Hier ist der Zugang zu den erforderlichen technischen Geräten ebenso voranzutreiben wie die Anwendungskompetenz des medizinischen Personals und der Patient:innen.

Weitere aktuelle Informationen zum Thema „Diabetes in der Gesundheitspolitik“ finden Sie in der Rubrik „Recht & Soziales“ auf www.diabetes-online.de.


Autorin:

Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (6) Seite 54-55

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