Kolumne | Zum guten Schluss: Diabetologie wieder aufwerten

2 Minuten

© Christian Mentzel
Kolumne | Zum guten Schluss: Diabetologie wieder aufwerten

Wenn ich an meine Kindheit denke, gehören dazu natürlich auch die Besuche bei den Ärztinnen und Ärzten, die sich mit meinen Eltern und mir um meinen Diabetes kümmerten. Zu Beginn fuhren wir von meiner Heimatstadt etwa 250 Kilometer Richtung Nordwesten zu einer Ärztin, die spezialisiert war auf die Betreuung von Kindern mit Diabetes.

Jahre später ging es mehrfach 500 Kilometer Richtung Nordosten, wo wir einen Spezialisten entdeckt hatten. Irgendwann kam ein neuer Direktor an unsere Kinderklinik, der sich auch gut mit Diabetes auskannte. Das ist inzwischen etwa 50 Jahre her. Heute kann ich zwischen verschiedenen Diabetologinnen und Diabetologen in meiner Nähe wählen. Aber ich darf mir nichts vormachen: Wenn mein Diabetologe in den verdienten Ruhestand geht, muss ich mir einen neuen suchen.

Aber die Zahl der auf Diabetes spezialisierten Ärztinnen und Ärzte nimmt wieder ab, der Nachwuchs fehlt. Politisch scheinen nur noch medizinische Fächer gewollt zu sein, die den Kliniken viel Geld bringen – und das ist die Diabetologie als “sprechende Medizin” nicht. Also wurden und werden immer mehr Möglichkeiten der diabetologischen Ausbildung abgebaut und so Medizinstudierende nicht mehr ausreichend für die Diabetologie begeistert. Schon jetzt merke ich, dass es viel zu wenige Diabetologen gibt. Mein Diabetologe empfahl mir, bei meinem Termin im Frühjahr bereits alle Quartals-Termine für das Jahr 2024 zu vereinbaren.

Die Politik muss hier unverzüglich handeln und der Diabetologie den Stellenwert einräumen, den sie hat, und das Handeln der Ärztinnen und Ärzte entsprechend bezahlen – Diabetes, besonders Typ 2, ist nun einmal eine Volkskrankheit! Aber wir könnten auch Arztbesuche sparen: Warum soll ich, bloß wegen des Disease-Management-Programms, jedes Quartal in die Praxis?

Mit Zustimmung meines Diabetologen entscheide ich alles, was meine Diabetes-Therapie angeht, selbst. Mein HbA1c kann ich über mein System zum kontinuierlichen Glukose-Monitoring (CGM) hervorragend schätzen lassen – abgesehen davon, dass die Zeit im Zielbereich mir viel mehr Informationen liefert. Und die notwendigen Rezepte kann er mir auch elektronisch schicken. Ich hoffe, dass Politikerinnen und Politiker endlich verstehen, welche Hebel die richtigen sind – damit wir alle auch in 10, 20 und 30 Jahren die bestmögliche Versorgung bekommen können.

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

von Jana Einser

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (4) Seite 82

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Kolumne „Fernweh“: Momente-Sammlungen

Unsere Kolumnistin Susanne Löw liebt es, Erinnerungen und schöne Momente in Fotobüchern festzuhalten. Sie sind für sie mehr als nur schöne Sammlungen von Erlebnissen – sie erzählen ganze Geschichten. Und beim Blättern entdeckt Susanne sogar Meilensteine ihrer Diabetes-Therapie auf alten Reisebildern.
Kolumne „Fernweh“: Momente-Sammlungen | Foto: ssstocker – stock.adobe.com

2 Minuten

Gekräuselte Gefäße an den Beinen: Wie Krampfadern entstehen und wie sie behandelt werden

Was viele einfach nur unschön finden, kann zu schweren Komplikationen führen: Krampfadern. Sie treten an äußerlich sichtbaren Venen auf, aber auch tiefer gelegenen Gefäße in den Beinen können betroffen sein. Warum sie entstehen, wie häufig sie sind und warum sie gefährlich werden können, erklärt dieser Artikel.
Gekräuselte Gefäße an den Beinen: Wie Krampfadern entstehen und wie sie behandelt werden | Foto: tibanna79 – stock.adobe.com

6 Minuten

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Anzeige

Recor Medical

Das Verfahren der renalen Denervierung kann helfen, den Blutdruck effektiv zu senken.

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen