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In einer Bekanntmachung des Bundesgesundheitsministeriums werden explizit Menschen mit Typ-2-Diabetes als eine der Covid-19-Risikogruppen genannt, denen kostenlose FFP-2-Masken zustehen – Patienten mit Typ 1 bleiben hingegen unerwähnt. Wie kommt’s? Wir haben beim Ministerium nachgefragt und schnelle Rückantwort erhalten.
Wie das Bundesgesundheitsministerium in diesen Tagen mitteilte, können sich seit heute „über 60-Jährige sowie Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Risikofaktoren drei kostenlose FFP2-Schutzmasken (oder vergleichbar) in der Apotheke abholen. Das sieht die Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung vor, die am Dienstag im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde und in Kraft getreten ist“.
Einen solchen Anspruch haben demnach Menschen mit Erkrankungen oder Risikofaktoren wie Asthma bronchiale, chronischer Herzschwäche, fortgeschrittener Nierenerkrankung, Demenz, Schlaganfall und auch mit Typ-2-Diabetes. Dieser letzte Zusatz erscheint mir wie vielen anderen Menschen unverständlich.
Laut Veröffentlichungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in den letzten Monaten haben womöglich ein erhöhtes Corona-Risiko vor allem Menschen mit einer instabilen bzw. einer schlechten Einstellung des Stoffwechsels. Diese haben leider viele Menschen mit Diabetes, ganz egal, ob Sie einen Typ-1- oder Typ-2-Diabetes haben.
So stellen sich auch die Reaktionen vieler Nutzer unserer Medien dar, die uns in unseren Redaktionen erreichen: „Ich habe Typ-1-Diabetes seit langer Zeit und Folgeerkrankungen. Wieso bekommen nur Typ-2-Diabetiker die Masken kostenlos?“ „Meine Werte schwanken, da sich mein Tagesablauf in den letzten Wochen mit Homeoffice völlig verändert hat“ und so weiter und so fort. Daher haben wir heute Morgen beim Bundesgesundheitsministerium nachgefragt…
Unsere Anfrage an das Gesundheitsministerium (Pressestelle) lautete folgendermaßen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
können Sie bitte Stellung beziehen: Wieso sind für die kostenlosen FFP-2-Masken Menschen mit Typ-2-Diabetes vorgesehen, jedoch nicht für Menschen mit Typ-1-Diabetes? (Quelle hierfür beispielsweise das Deutsche Ärzteblatt von heute: www.aerzteblatt.de/nachrichten/119358/Kostenfreie-FFP2-Masken-fuer-Risikogruppen-Verteilung-ab-morgen.) Sie alle kennen sicher die Daten, Fakten und Studienlage und wissen, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes in nahezu jeder Hinsicht ähnlichen bis mehr Risiken ausgesetzt sind wie Menschen mit Typ-2-Diabetes. Eine Antwort Ihrerseits am besten umgehend wäre sehr wünschenswert.
Ihnen allen weiter viel Energei und ein herzliches Dankeschön aus Mainz für all Ihre Anstrengungen in diesen Pandemie-Zeiten
Günter Nuber, Chefredakteur Diabetes-Journal
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, das finde ich bemerkenswert:
Sehr geehrter Herr Nuber,
danke für Ihre Anfrage. Die Beschränkung auf Diabetes mellitus Typ 2 geht zurück auf die Stellungnahme des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Die vom G-BA erstellte Definition der COVID-19-Risikogruppen mit einem signifikant erhöhten Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ist Grundlage der Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung. Zu Typ-1-Diabetes hat der G-BA keine Ausführungen gemacht.
Alle Informationen dazu finden Sie auch unter: www.bundesgesundheitsministerium.de/service/gesetze-und-verordnungen/guv-19-lp/schutzmv.html
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
O. E. [Anm. d. Red.: Name liegt uns vor]
Auch die DDG hat heute umgehend reagiert und schreibt auf ihrer Website:
„Eine Verteilung von Schutzmasken im Rahmen der prioritären Risikogruppen empfiehlt die DDG für alle Menschen mit Diabetes unabhängig vom Diabetestyp nach oben erwähnter Studienlage nach derzeitigem Stand (12/2020) bei Vorliegen eines oder mehrerer der folgenden zusätzlichen Faktoren:
Alter >60 Jahre; bei hyperglykämer oder instabiler Stoffwechsellage mit stark schwankenden Glukosewerten (z.B. HbA1c >8,0%, dokumentierten Schwankungen mit häufigen Glukosespitzenwerten >250 mg/dl); bei Adipositas (BMI >30 kg/m2); bei bereits bestehenden Gefäßkomplikationen (koronare Herzerkrankung, z.n. TIA oder Schlaganfall, pAVK, diabetisches Fußsyndrom, Nephropathie Stadium CKD3 oder höher, diabetischer proliferativer Retinopathie) und bei Hypertonie.“
Nun: Wir leben in schwierigen Zeiten. Eine Erfahrung mit einer solchen Pandemie hatte bisher quasi niemand von uns. Täglich ändern sich Anforderungen, täglich haben wir neue Corona-Erlebnisse. Es gibt also keinerlei Schuldzuweisungen – aber in dem Punkt FFP-2-Schutzmasken für Menschen mit Diabetes sollte umgehend nachgebessert werden:
Nicht der Diabetestyp entscheidet, sondern u. a. schwankende Blutzucker- oder Glukosewerte. Und die haben die allermeisten Menschen mit Typ-1- wie mit Typ-2-Diabetes – gerade in diesen für uns alle völlig ungewohnten Tagen, Wochen und Monaten.
von Günter Nuber |
Chefredaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de |
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