Moderne Diabetes-Technologie vereinfacht auch die Insulin-Therapie bei Typ-2-Diabetes

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Moderne Diabetes-Technologie vereinfacht auch die Insulin-Therapie bei Typ-2-Diabetes
Foto: Azat Valeev – stock.adobe.com
Moderne Diabetes-Technologie vereinfacht auch die Insulin-Therapie bei Typ-2-Diabetes

Oft gelingt es beim Typ-2-Diabetes, den Stoffwechsel zunächst mit einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung wieder ins Lot zu bringen. Zusätzlich können bei Bedarf Diabetes-Medikamente eingesetzt werden. Doch nicht immer reichen diese Therapien aus. Dann ist eine (ergänzende) Insulin-Therapie erforderlich. Aber wie gelangt das lebenswichtige Hormon in den Körper? Und welche Rolle spielt hierbei moderne Diabetes-Technologie?

Die wenigsten insulinbehandelten Menschen mit Diabetes nutzen für die Insulingabe noch Einwegspritzen. Meist erfolgt die Insulinabgabe mithilfe von Insulin-Pens, die als Einwegprodukte oder langlebige Mehrweg-Pens angeboten werden. Diese Insulin-Pens sind einfach zu bedienen und nur wenig fehleranfällig. Doch sie haben einen gravierenden Nachteil: Sie haben keinen digitalen Speicher, sodass man nicht zwischendurch kurz nachschauen kann, ob und wie viele Einheiten man zuletzt gespritzt hat. Doch Hersteller von Diabetes-Technologie haben hier bereits nachgebessert.

Digitale Insulin-Pens speichern Zeitpunkt und Menge der verabreichten Insulin-Dosis

Eine Lösung für dieses Problem sind digitale Insulin-Pens, auch Smart-Pens genannt, die Prof. Julia Mader, Endokrinologin und Diabetologin an der Universität Graz (Österreich) bei der diatec-Tagung 2023 in Berlin vorstellte. Mit diesen digitalen Insulin-Pens lassen sich Insulin-Dosen nachverfolgen und versäumte Injektionen aufdecken. „Schon zwei versäumte Dosen können das HbA1c um bis zu 0,3 Prozentpunkte erhöhen, das sind durchaus signifikante Veränderungen“, betonte die Expertin. Mittlerweile sind mehrere verschiedene Modelle digitaler Insulin-Pens auf dem Markt. Manche verbinden sich mit einer App, in der auch andere diabetesrelevante Daten gespeichert werden. Andere haben selbst ein Display und zeigen auch unabhängig von einer App an, wann zuletzt und in welcher Dosierung Insulin gespritzt wurde. Einige Modelle der smarten Insulin-Pens haben einen eigenen integrierten Speicher, bei anderen werden die Insulin-Daten in einer separaten Kappe gespeichert, die man auf den eigentlichen Insulin-Pen aufsetzt. Unterschiede gibt es auch bei der Lebensdauer der digitalen Pens bzw. ihrer Batterien.

In der Videosprechstunde über die gespeicherten Daten sprechen

Unabhängig vom konkreten Modell können digitale Insulin-Pens dabei helfen, die Therapie zu verbessern, wie Prof. Mader berichtete: „Das hilft bei der Analyse, aber auch versäumte Boli zu erkennen oder andere Punkte, die in der Therapie gerade nicht so rund laufen.“ Sie selbst hat gute Erfahrungen damit gemacht, die mit dem digitalen Insulin-Pen gespeicherten Daten per Videosprechstunde mit ihren Patientinnen und Patienten zu diskutieren. „Das ist gerade für diejenigen ein Segen, die nicht mehr so mobil sind.“

In Ausnahmefällen auch bei Typ-2-Diabetes ein System für die automatisierte Insulin-Dosierung (AID)

Insulin-Pumpen kommen beim Typ-2-Diabetes in der Regel nicht zum Einsatz, doch es gibt auch Ausnahmen, wie Prof. Mader berichtete: „Ich habe drei Patienten, die beruflich sehr aktiv sind und im Job keine Möglichkeit haben zu spritzen. Sie sind nun sogar mit einem AID-System ausgestattet.“ Darunter versteht man ein System zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID), bei dem eine Insulin-Pumpe auf Basis der per kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) ermittelten Glukosewerte die jeweils passende Insulindosis abgibt. Lediglich zu den Mahlzeiten braucht ein solches AID-System einen Hinweis zur Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate.

Neue Patch-Pumpen für die Insulin-Zufuhr eigens für Typ-2-Diabetes entwickelt

Häufiger als AID-Systeme kommen beim Typ-2-Diabetes hingegen schlauchlose Patch-Pumpen als Alternative zum Insulin-Pen zum Einsatz. Diese Patch-Pumpen werden direkt am Körper getragen und geben kontinuierlich Insulin ins Gewebe ab. Einige Patch-Pumpen wie die SigiPump, die Medisafe WITH Patch-Pumpe von Terumo und das CeQur Simplicity-System (alle externen Zielseiten auf Englisch) wurden sogar speziell für Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickelt. Sie sind diskret und klein, stören auch beim Sport nicht sonderlich. In der Regel wird das Insulin per Fernbedienung und/oder über einen Knopf an der Pumpe selbst abgegeben. Doch wo Licht ist, gibt es bekanntlich immer auch Schatten: „Nachteile sind der hohe Materialbedarf und der ungünstige ökologische Fußabdruck“, erklärte die Referentin, außerdem müssten häufig größere Mengen Insulin verworfen werden. Auch die Insulin-Abgabegenauigkeit lasse gelegentlich zu wünschen übrig. Und zuguterletzt komme es bei manchen Anwendenden auch zu Hautreaktionen auf das Pflaster, das die Patch-Pumpe am Körper hält.



von Antje Thiel

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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