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Oft gelingt es beim Typ-2-Diabetes, den Stoffwechsel zunächst mit einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung wieder ins Lot zu bringen. Zusätzlich können bei Bedarf Diabetes-Medikamente eingesetzt werden. Doch nicht immer reichen diese Therapien aus. Dann ist eine (ergänzende) Insulin-Therapie erforderlich. Aber wie gelangt das lebenswichtige Hormon in den Körper? Und welche Rolle spielt hierbei moderne Diabetes-Technologie?
Die wenigsten insulinbehandelten Menschen mit Diabetes nutzen für die Insulingabe noch Einwegspritzen. Meist erfolgt die Insulinabgabe mithilfe von Insulin-Pens, die als Einwegprodukte oder langlebige Mehrweg-Pens angeboten werden. Diese Insulin-Pens sind einfach zu bedienen und nur wenig fehleranfällig. Doch sie haben einen gravierenden Nachteil: Sie haben keinen digitalen Speicher, sodass man nicht zwischendurch kurz nachschauen kann, ob und wie viele Einheiten man zuletzt gespritzt hat. Doch Hersteller von Diabetes-Technologie haben hier bereits nachgebessert.
Eine Lösung für dieses Problem sind digitale Insulin-Pens, auch Smart-Pens genannt, die Prof. Julia Mader, Endokrinologin und Diabetologin an der Universität Graz (Österreich) bei der diatec-Tagung 2023 in Berlin vorstellte. Mit diesen digitalen Insulin-Pens lassen sich Insulin-Dosen nachverfolgen und versäumte Injektionen aufdecken. „Schon zwei versäumte Dosen können das HbA1c um bis zu 0,3 Prozentpunkte erhöhen, das sind durchaus signifikante Veränderungen“, betonte die Expertin. Mittlerweile sind mehrere verschiedene Modelle digitaler Insulin-Pens auf dem Markt. Manche verbinden sich mit einer App, in der auch andere diabetesrelevante Daten gespeichert werden. Andere haben selbst ein Display und zeigen auch unabhängig von einer App an, wann zuletzt und in welcher Dosierung Insulin gespritzt wurde. Einige Modelle der smarten Insulin-Pens haben einen eigenen integrierten Speicher, bei anderen werden die Insulin-Daten in einer separaten Kappe gespeichert, die man auf den eigentlichen Insulin-Pen aufsetzt. Unterschiede gibt es auch bei der Lebensdauer der digitalen Pens bzw. ihrer Batterien.
Unabhängig vom konkreten Modell können digitale Insulin-Pens dabei helfen, die Therapie zu verbessern, wie Prof. Mader berichtete: „Das hilft bei der Analyse, aber auch versäumte Boli zu erkennen oder andere Punkte, die in der Therapie gerade nicht so rund laufen.“ Sie selbst hat gute Erfahrungen damit gemacht, die mit dem digitalen Insulin-Pen gespeicherten Daten per Videosprechstunde mit ihren Patientinnen und Patienten zu diskutieren. „Das ist gerade für diejenigen ein Segen, die nicht mehr so mobil sind.“
Insulin-Pumpen kommen beim Typ-2-Diabetes in der Regel nicht zum Einsatz, doch es gibt auch Ausnahmen, wie Prof. Mader berichtete: „Ich habe drei Patienten, die beruflich sehr aktiv sind und im Job keine Möglichkeit haben zu spritzen. Sie sind nun sogar mit einem AID-System ausgestattet.“ Darunter versteht man ein System zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID), bei dem eine Insulin-Pumpe auf Basis der per kontinuierlicher Glukosemessung (CGM) ermittelten Glukosewerte die jeweils passende Insulindosis abgibt. Lediglich zu den Mahlzeiten braucht ein solches AID-System einen Hinweis zur Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate.
Häufiger als AID-Systeme kommen beim Typ-2-Diabetes hingegen schlauchlose Patch-Pumpen als Alternative zum Insulin-Pen zum Einsatz. Diese Patch-Pumpen werden direkt am Körper getragen und geben kontinuierlich Insulin ins Gewebe ab. Einige Patch-Pumpen wie die SigiPump, die Medisafe WITH Patch-Pumpe von Terumo und das CeQur Simplicity-System (alle externen Zielseiten auf Englisch) wurden sogar speziell für Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickelt. Sie sind diskret und klein, stören auch beim Sport nicht sonderlich. In der Regel wird das Insulin per Fernbedienung und/oder über einen Knopf an der Pumpe selbst abgegeben. Doch wo Licht ist, gibt es bekanntlich immer auch Schatten: „Nachteile sind der hohe Materialbedarf und der ungünstige ökologische Fußabdruck“, erklärte die Referentin, außerdem müssten häufig größere Mengen Insulin verworfen werden. Auch die Insulin-Abgabegenauigkeit lasse gelegentlich zu wünschen übrig. Und zuguterletzt komme es bei manchen Anwendenden auch zu Hautreaktionen auf das Pflaster, das die Patch-Pumpe am Körper hält.
von Antje Thiel
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