- Aus der Community
Meine COVID-19-Infektion in Südkorea, Teil 1
4 Minuten
Alles begann an einem Sonntagmittag mit Halsweh und Husten, wie ich es vorher noch nicht erlebt hatte. Normalerweise kündigt sich eine Erkältung bei mir immer zuerst mit einer verstopften Nase und/oder Husten an, in den seltensten Fällen habe ich wirkliche Halsschmerzen. Und irgendwie wusste ich an diesem Sonntagabend bereits, dass sich da etwas Ungutes ankündigt. Also gab ich direkt meinen Professor*innen der kommenden Tage Bescheid und bat darum, online an den Vorlesungen teilnehmen zu können. Seit diesem Semester ging unsere Universität wieder zurück zu den Offline-Vorlesungen. Das bedeutet nicht nur, in einem Vorlesungssaal mit vielen anderen Student*innen zu sitzen, sondern auch zwei Mal täglich die überfüllte U-Bahn zu nehmen. Ich bin froh, dass die Menschen hier meist ohne Ausnahme ihre FFP2-Maske tragen. Das beruhigt zur Rush Hour aber auch nur wenig, wenn man gemeinsam mit hunderten von anderen Menschen in einer engen U-Bahn steht.

Vorsicht ist besser als Nachsicht
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber in der aktuellen Situation (mit den hohen Fallzahlen) bin ich extra vorsichtig. Nicht nur in Bezug auf die Menschen, die ich treffe, sondern auch, was meine eigenen Körpersignale angeht. Ich bin zwar dreifach geimpft, unterschätze eine mögliche Ansteckung aber auch nicht. In den letzten Monaten hat es einige meiner Bekannten und Freund*innen übel erwischt. Der Großteil von ihnen ist kerngesund (keine Vorerkrankung oder anderweitig Risikopatient*in) und doch haben sie, neben der eigentlichen Infektion, nun auch mit Long COVID zu kämpfen. Es sollte daher selbstverständlich sein, dass man bei den ersten Anzeichen einen Schritt zurücktritt und doppelt so vorsichtig ist – vor allem, um andere Risikopatient*innen zu schützen.
Negativ, negativ und nochmal negativ
Zum Zeitpunkt, als ich die ersten Symptome wahrnahm, hat die koreanische Regierung bereits die kostenlosen PCR-Tests für die „normale“ Bevölkerung abgeschafft. Es waren weiterhin Antigentests möglich, welche allerdings an den Testzentren unter Aufsicht selbst durchgeführt werden mussten. Im Vergleich zu dem Test, welchen man zuhause machen kann, war hier der einzige Unterschied, dass man ein offizielles Ergebnis erhielt, welches man zu diesem Zeitpunkt z.B. für den Besuch im Krankenhaus oder Fitnessstudio benötigte (sollte man nicht geimpft sein). Da ich jedoch den Kontakt zu anderen vermeiden wollte, holte ich mir in der Apotheke drei Testkits. Daraufhin folgten zwei negative Ergebnisse. Meine Symptome sprachen allerdings für ein anderes Ergebnis – meine Kopfschmerzen wurden stärker, Gliederschmerzen und Schwierigkeiten beim Atmen kamen hinzu.

„Ich dachte, ich werde sterben.“
Am Dienstag wurden meine Symptome dann richtig schlimm. Während mein Test weiterhin negativ war, gingen nun auch die Zuckerwerte durch die Decke. Mein gesamter Körper tat nur noch weh, ich bekam kaum Luft und am Abend stieg auch meine Körpertemperatur. Der selbstgebaute Loop, den ich seit circa Dezember verwende, kam auch nicht mehr hinterher. Im 30-Minuten-Intervall stieg meine Temperatur Hand in Hand mit meinem Zuckerwert. Ich versuchte zu schlafen, doch selbst das war nicht möglich. Also lag ich in meinem Bett, allein in meiner Wohnung, in einem fremden Land und wusste nicht mehr weiter. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, um meinen Freund*innen Bescheid zu geben. Sie wussten zwar, dass ich mit Symptomen zuhause war, allerdings war deren letzter Stand, dass ich weder Fieber noch Atemprobleme hatte. Beides kam innerhalb weniger Stunden und verschlimmerte sich in wenigen Minuten.

Dann wurde es offiziell
Da meine Gliederschmerzen am Donnerstag etwas besser wurden, entschied ich mich, zu einer Ärztin zu gehen. Hier in Südkorea bieten verschiedene Praxen eine Corona-Sprechstunde an, bei welcher man auch einen Antigen-Test machen kann (der von der Ärztin durchgeführt wird). Also suchte ich mir eine Praxis in meiner Nähe aus, setzte die Maske auf und verließ das erste Mal seit fünf Tagen das Haus. Auf dem Weg dorthin musste ich mehrere Pausen einlegen und mich ausruhen – beängstigend, wie das Virus meinen Körper innerhalb weniger Stunden so verändert hatte.
Von der Assistentin wurde ich in ein kleines Zimmer geführt, in dem sich nur ein Tisch, eine Liege und ein großer Luftfilter befanden. Da ich so einen ähnlichen bei mir in der Wohnung habe, wusste ich genau, was die angezeigten Farben bedeuteten. Von Blau (beste Qualität) hin zu Grün (in Ordnung) zu Orange (verschlechterte Qualität) bis hin zu Rot (sehr schlechte Qualität) – das Gerät zeigte einmal die gesamte Farbpalette an, nachdem ich nur wenige Minuten im Zimmer saß. Der Luftfilter war in der Diagnosestellung wohl schneller als jeder Antigen-Test.

Dank Übersetzer-Apps und meinen Grundkenntnissen in Koreanisch lief die Verständigung mit der Ärztin besser als erwartet. Sie fragte die typischen Symptome ab und führte dann den Test durch. Das Teststäbchen erinnerte mich an eines der dünnen, langen Stäbchen, die ich bisher nur von PCR-Tests kannte (durch die Nase, einmal komplett in den Rachen 😉 ). Das Testergebnis war bereits nach wenigen Sekunden klar und deutlich sichtbar – ich war positiv.
Dankeschön, dass ihr meinen Beitrag bis hierhin gelesen habt. Im zweiten Teil erkläre ich euch mehr zum Ablauf und Verfahren in Südkorea, wenn man positiv getestet wird. Ich freue mich, wenn ihr auch beim nächsten Teil vorbeischaut. 🙂
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Leben mit Diabetes
Diabetes-Anker-Podcast: Suchterkrankungen bei Diabetes – im Gespräch mit Prof. Dr. Thomas Haak
- Behandlung
Diabetes-Anker-Podcast: Wie funktionieren Hafer-Tage bei Typ-2-Diabetes und was bringen sie, Herr Dr. Keuthage?
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 14 Stunden, 15 Minuten
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
-
stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 11 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 10 Stunden
Ich bin dabei 🙂
-
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
-

Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike