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Alte Träume wieder leben – auch mit Diabetes
4 Minuten
Ganze 13 Jahre war ich Teil des Faschingsvereins meiner alten Heimat – das gesamte Jahr Training und Anfang des Jahres immer eine große Prunksitzung mit Garde- und Schautanzaufführung. Damals noch ohne den Diabetes und Gedanken darüber, wie sich mein Blutzucker verhält, wenn ich Sport mache. Doch dann kam das Studium, ich zog in eine andere Stadt und musste somit auch die Liebe zum Tanzen aufgeben. Ich habe es auch in anderen Vereinen versucht, aber vielleicht kennt ihr dieses Gefühl ja, dass es einfach nicht dasselbe ist.

Endlich war der theoretische Teil meines Studiums abgeschlossen und das Praktikum brachte mich wieder in Richtung Heimat. Während meine beste Freundin noch immer in diesem Verein tanzt, wurde meine Sehnsucht nach der Gruppe und dem Tanzsport immer größer. Doch wie würde es sein, wenn ich nach einer so langen Pause wieder anfange zu trainieren? Abgesehen von meinem eher durchschnittlichen Fitnesslevel würde dieses Mal auch der Diabetes eine große Rolle dabei spielen. Gedanken über Gedanken, aber letztendlich gewann die Sehnsucht zum Gardetanzsport und ich kontaktierte meine alte Tanzgruppe.
Training? Corona sagt „Nein“!
Aber leider wurde aus normalem Training so gar nichts, Corona meldete sich und verfrachtete uns in das Onlinetraining. Also schlug ich mich mit allem erst einmal allein durch: Kondition aufbauen, die verrosteten Knochen wieder bewegen und die Bänder dehnen – und alles via Zoom. Der Blutzucker? Die ersten Trainingseinheiten musste ich öfter zum Saft greifen, lag vielleicht daran, dass ich nicht an die Basalrate gedacht habe. Und eins verrate ich euch direkt jetzt: Selbst nach knapp einem Jahr habe ich noch nicht den optimalen Dreh raus und probiere herum …

Der Sommer kam und es war uns möglich, dass wir im Freien gemeinsam als Gruppe trainieren können. Schnell wurde mein Diabetes Typ 1 zu einem Gesprächsthema, als ich während des Trainings meinen Arm abscannte und nach den intensiven Trainingseinheiten zum Traubenzucker griff. Seitens meiner Trainerin kam direkt die Frage, was sie im Notfall tun müsse, damit mir nichts Schlimmeres passiert. Und damit fing die Fragerunde an. Wie erwartet, kennen sich die wenigsten mit dem Krankheitsbild Diabetes mellitus im Allgemeinen aus und auch der „Typ 1“ war nur wenigen bekannt. Somit gab es meinerseits einen kleinen Crashkurs zum Thema „Nathalies neuer Begleiter und was zu tun ist, wenn es ihr nicht so gut geht“.
Wie wird die Gruppe reagieren?
Die Angst vor den Reaktionen war da, das kann ich nicht bestreiten. Denn auch ich bekam schon den ein oder anderen unangebrachten Kommentar, nachdem ich mehr über die Erkrankung erzählt habe. Aber entgegen allen Ängsten war die Gruppe daran interessiert, mehr zu erfahren, stellte Fragen und auch meine Trainerin sah sich das Notfallmedikament für eine schwere Unterzuckerung genauer an.
Nun ist einige Zeit vergangen und ich konnte trotz Corona erste Erfahrungen zum Training in der Gruppe sammeln. Ein paar Male ging der Alarm für einen niedrigen Glukosewert an und schon nach dem ersten Mal wurde es „normal“, dass ich mich für eine kurze Zeit mit einem Saft an den Rand setze und der Gruppe zuschaue. Auch für meine Insulinpumpe fand ich einen geeigneten Aufbewahrungsort – mein neuer bester Freund ist eine Sportleggins mit Taschen!

Mein Umgang mit den Blutzuckerwerten? Naja, wie schon anfangs verraten, bin ich immer noch auf der Suche nach einer geeigneten Vorgehensweise. Mal reduziere ich das Basalinsulin, dann explodieren die Werte in die Höhe. Ein anderes Mal ändere ich nichts an der Abgabe und ich rutsche in eine Unterzuckerung. Da unser Training sehr vielseitig aufgebaut ist, erschwert es das ganze Spielchen noch etwas mehr. Ich merke, dass ich durch Ausdauerübungen meinen Blutzucker senken kann, Muskelkraftübungen hingegen lassen ihn wieder ansteigen. Gardetanz ist eine Mischung aus beidem – man benötigt eine gute Ausdauer, um die knapp vier Minuten durchtanzen zu können, aber auch die Bein-, Arm- und Bauchmuskeln müssen gut trainiert sein, damit man die Schritte sauber und richtig ausführen kann.
Mein Fazit
Die Blutzuckerschwankungen, vermehrte Unterzuckerungen (leider auch nachts) und die sportliche Anstrengung – ist es das wirklich wert? Ja! Ich bereue es keine Sekunde, dass ich diese Herausforderung vor knapp einem Jahr angenommen habe. Klar, ohne den Diabetes wäre so vieles einfacher, auch der Tanzsport, aber er ist noch lange kein Grund, dass ich nicht meinen Träumen nachgehen kann – und das Tanzen stand schon sehr lange wieder auf meiner „To-do“-Liste. Ich werde mich weiterhin intensiv mit den Veränderungen meiner Zuckerwerte auf die unterschiedlichen sportlichen Aktivitäten auseinandersetzen und vielleicht schaffe ich es ja doch, dass ich ein Geheimrezept für den Gardetanz austüfteln kann. Das werde ich euch dann sicher nicht vorenthalten 😉 bis dahin – Helau!
In der #BSLounge gab es schon Berichte zu ganz unterschiedlichen Tanzstilen und -aktivitäten. Zum Beispiel von Susanne: Im Forró-Fieber – der Blutzucker tanzt mit
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig